Der Schlachthof macht dicht: "Ein Stück München bricht weg"

München - Diesen Freitag wurden zum letzten Mal in München Schweine geschlachtet. Denn die Schweineschlachtung München GmbH hat den Schlachtbetrieb an der Zenettistraße eingestellt. Darüber hat zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Für Geschäftsführer Markus Pöllot war am Freitag nach 19 Jahren der letzte Arbeitstag auf dem Münchner Schlachthof. Wie sich das anfühlt? "Schwierig", sagt er dazu bloß am Telefon. Alle seine 26 Mitarbeiter außer einem hätten bereits eine neue Arbeitsstelle gefunden, zum Beispiel bei Vinzenzmurr. Die Metzgerei ist auch an dem Schlachtbetrieb beteiligt. Wie es für ihn weitergeht, wisse er aber noch nicht, sagt Pöllot.
"Politische Einstellung hat sich verändert": Immer mehr Probleme für den Schlachthof München
Der Grund für das Ende seien die stark reduzierten Schlachtzahlen: Während um das Jahr 2008 herum noch 10.000 Schweine pro Woche in München geschlachtet worden seien, seien es zuletzt nur noch 3.000 bis 4.000 Tiere gewesen. "Die politische Einstellung hat sich verändert", meint Pöllot. "Die Menschen konsumieren weniger Fleisch."
Gleichzeitig sei es zu immer mehr Problemen mit Tierschützern gekommen: "Mülltonnen wurden angezündet, Lastwagen mit 'Mörder' besprüht." Klar ist schon jetzt: Im Schlachthofviertel bleibt der Name Programm. Denn wie es heißt, sollen auf dem Gelände weiterhin Schweine zerlegt werden.
Die Stadt München verhängte Zwangsgelder gegen den Schlachthof
Außerdem bleibt der Rinderschlachtbetrieb an der Zenettistraße erhalten. Denn dahinter steht eine andere Firma, die Münchner Schlachthof Betriebs GmbH. Bis 2040 läuft ihr Pachtvertrag mit der Stadt noch. "Der Betrieb scheint zu funktionieren", sagt Grünen-Stadtrat Christian Smolka. "Es gab noch nie finanzielle Engpässe."
Beim Schweineschlachtbetrieb war das anders. Gleichzeitig hätte das Unternehmen wohl in seinen Standort investieren müssen. Das Referat für Klima- und Umweltschutz beanstandete zum Beispiel den Kamin. Dieser wies Korrosionsschäden auf und hätte laut einem Bericht erhöht werden müssen. Und das war nicht der einzige Mangel, der den Behörden auffiel.
Der Schlachthof musste wegen Mängeln Strafe zahlen
Die Verwaltung habe in der Vergangenheit mehrmals Zwangsgelder in dreistelliger Höhe wegen offenstehender Türen, eines zu niedrigen Schornsteins und einer nicht befestigten Fläche verhängt oder angedroht, antwortet das Referat für Klima- und Umweltschutz auf eine Anfrage der AZ.
Geschäftsführer Pöllot will sich dazu nicht äußern. Er betont aber, dass sein Unternehmen jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag in den Schlachthof investiert habe.
Die Probleme hat aber auch Andreas Gaßner, der Chef der Münchner Metzger-Innung, mitbekommen. Er glaubt, die Mängel wären nur noch mit einem großen Aufwand zu beheben gewesen. "Man muss sich eben an gewisse Regeln halten", sagt er.
Dass nun so plötzlich Schluss sein soll mit der Schweineschlachtung, verurteile er auf Schärfste. "Wieder bricht ein Stück München weg", meint er. Seiner Meinung nach hätte der Schlachtbetrieb früher mit der Stadt in Kontakt treten und nach einer Lösung suchen müssen.
Das Münchner Schweinefleisch kommt jetzt aus Landshut
Denn wenn nun keine Schweine mehr in München geschlachtet werden, heißt das auch, dass das Fleisch für die Würste, die die Metzger hier verkaufen wollen, irgendwo anders herkommen muss. Gaßner meint, der etwa 75 Kilometer entfernte Schlachthof in Landshut werde die Arbeit übernehmen. So ganz regional sind die Münchner Schweinswürstl dann also nicht mehr – auch wenn die toten Tiere weiterhin im Schlachthofviertel zerlegt werden.
Und was wird aus den freien Flächen? Die Verhandlungen mit der Stadt laufen noch, sagt Pöllot. Doch zumindest bei den Grünen gibt es schon Ideen, was dann aus den Hallen, in denen bis Freitag noch geschlachtet wurde, werden soll. Grünen-Stadtrat Christian Smolka wünscht sich eine soziokulturelle Nutzung und gerne eine lärmintensive wie Clubs oder Probenräume. "Wenn es noch Orte in München gibt, wo man laut sein darf, dann da", meint er. Die SPD hingegen ist zurückhaltender. Erst, sagt Fraktionschef Christian Müller, müssten die Verträge geprüft werden.