Der Radl-Joker im Interview: „Ich stehe keinem im Weg“

Mit Humor zum rücksichtsvollen Fahrradverkehr: Erst hieß er Radl-Clown, jetzt Radl-Joker. Im AZ-Interview spricht er jetzt über die massive Kritik an seinem Auftreten und die Kosten der Aktion für Rücksicht auf zwei Rädern.
MÜNCHEN Seit er in Aktion ist, wird über ihn gelästert. Erst hieß er Radl-Clown, jetzt Radl-Joker. Er soll auf humorvolle Weise die Münchner zum sicheren und rücksichtsvollen Radeln anleiten.
AZ: Ist die Kritik am Konzept für den Sicherheitsjoker gerechtfertigt?
RADL-JOKER: Bei der ersten Vorstellung des Radljokers war das Konzept noch nicht bis ins Detail ausgearbeitet. Ich gebe zu, dass es da Vorstellungen gab, die nicht praktikabel sind. Etwa, dass der Sicherheitsjoker Verkehrsteilnehmer anhält. Das ist der Polizei vorbehalten und wird nun auch so gehandhabt. Diese Kritik war gerechtfertigt.
Kritisiert wurde aber auch, dass der Sicherheitsjoker mit seinem Wagen auf Rädern eher die Sicherheit der Radfahrer blockiert, statt sie zu fördern. Sie nehmen damit fast den ganzen Radweg für sich in Anspruch. Warum?
Dass ich die Sicherheit der anderen gefährde, sehe ich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Mit meinem Gefährt kann ich Aufmerksamkeit erregen. Ich will die Radfahrer ja gerade daraufhin weisen, dass es wichtig ist, im Verkehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. Insofern stehe ich niemandem im Weg.
Der Sicherheitsjoker kostet die Stadt 30 000 Euro. Geld, das zum Beispiel besser für den Ausbau der Radwege genutzt werden könnte.
Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. 30000 Euro sind an anderen Stellen schnell ausgegeben. Es scheint mir, als geht es bei der ganzen Debatte gar nicht um die Sicherheit, sondern darum, dass die Opposition sich profilieren will. Das hat nichts mit einer sachlichen Debatte zu tun, das ist eine rein politische Diskussion.
Nochmal zu den Kosten. Sie sind als Darsteller für den Job des Sicherheitsjokers engagiert worden. Ein Regisseur hat den Part mit Ihnen und drei weiteren Schauspieler eingeübt. Mal ehrlich, muss man Schauspieler sein, um diese Rolle auszufüllen?
Da kann ich nur die Gegenfrage stellen: Braucht man für einen Fernsehfilm Schauspieler? Sie können theoretisch auch irgendjemanden vor die Kamera stellen. Die Frage ist, was dabei herauskommt.
Lustig gemacht haben sich die Leute auch über Ihr Kostüm.
Nochmal. Es geht doch darum, die Aufmerksamkeit der Leute zu erlangen. Um auf die Gefahren im Straßenverkehr hinzuweisen. Mit der Kleidung, die ich trage, gelingt mir das.
Interview: Anne Hund