Der neue Katsche

Am 2. Januar eröffnet Sissis Helidonis in der Au im ehemaligen Laden von Schwarzenbeck ein Antiquitäten-Geschäft auf 37 Quadratmetern.
von  Abendzeitung
An der Isar zuhause – und neuer Mieter in der Ohlmüllerstraße 9: Der Gieche Sissis Helidonis verkauft hier jetzt Antiquitäten. Foto: Siegfried Sperl
An der Isar zuhause – und neuer Mieter in der Ohlmüllerstraße 9: Der Gieche Sissis Helidonis verkauft hier jetzt Antiquitäten. Foto: Siegfried Sperl © az

Am 2. Januar eröffnet Sissis Helidonis in der Au im ehemaligen Laden von Schwarzenbeck ein Antiquitäten-Geschäft auf 37 Quadratmetern.

AU Es war das Ende einer Ära: Als Münchens berühmtester Schreibwarenhändler Hans-Georg Schwarzenbeck, den alle nur „Katsche“ nennen, an einem verregneten Augusttag zum letzten Mal das Licht in seinem kleinen Laden an der Ohlmüllerstraße 9 ausknipste. 28Jahre lang war der ehemalige Fußballweltmeister und Bayern-Spieler hier hinter der Verkaufstheke gestanden. Heute sind die Schaufenster mit Zeitungen beklebt.

Doch am 2. Januar 2009 wird in den 37 Quadratmetern ein Antiquitätenladen eröffnen. Bis dahin hat Sissis Helidonis, der neue Mieter, noch viel zu tun: Lampen, Kommoden, Krusch, all’ das muss er aus seinem alten Laden in der Baaderstraße 50 in den neuen schaffen. Die Wände sind mit goldgerahmten Gemälden behängt, am Boden stapeln sich bunte Gläser und historischer Weihnachtsschmuck. „Räumungsverkauf“ verrät ein oranges Schild am Schaufenster. Handschriftlich ist vermerkt: „Wegen Umzugs“.

Für den Griechen Helidonis war Schwarzenbecks Ladenaufgabe quasi ein Glücksfall. „Mir wurde im Frühjahr nach 19 Jahren gekündigt, weil saniert werden muss“, sagt der 57-Jährige und es ist klar, dass er auch acht Monate danach immer noch darüber schockiert ist. Zunächst zweifelte er, ob er schnell genug einen neuen Verkaufsraum finden würde. Schließlich erzählte eine Kundin, dass die Ohlmüllerstraße 9 leer stünde, nur fünf Minuten Fußweg entfernt. Nach nur einem Treffen mit den Vermietern war alles unter Dach und Fach.

„Den Laden kannte ich natürlich! Meine Frau hat früher oft Zeitungen bei Herrn Schwarzenbeck gekauft“, erzählt Helidonis. „Eigentlich bin ich ja Sechzger, die hab ich mit meinen Töchtern oft im Stadion geguckt, aber Herrn Schwarzenbeck fand ich immer gut.“ Und dann gerät der Händler ins Schwärmen über Katsche: „Er war einer der besten, ein wirklich faszinierender Fußballer und menschlich so sympathisch.“ Heute schreibt Katsche jeden Dienstag in der AZ und beliefert die Bayern-Geschäftsstelle mit Büromaterial.

Der in Larissa geborene Helidonis hat die Liebe zu alten Sachen in München entdeckt. Hierher kam er Ende der 80er Jahre, als Katsche schon fast zehn Jahre Zeitungstandler an der Isar war.1974, als dieser mit Deutschland Weltmeister wurde, hatte Helidonis gerade in Griechenland seinen Militärdienst absolviert und zog dann nach Athen, wo er später seine Frau, Halb-Griechin, halb Münchnerin, traf.

Seinen neuen Laden findet Helidonis wie gemacht für Antiquitäten, er sei so schön geräumig. Bis jetzt hat es hier eigentlich nie etwas anderes als Schreibwaren gegeben: Schon vor Katsches Zeit, als noch dessen Tanten bedienten, stapelten sich hier Schulhefte, Briefblöcke, Kuverts. Nun also Antiquitäten. Sissis Helidonis sagt: „Hoffentlich kann ich lange bleiben.“ Die Voraussetzungen sind gut: Die Gegend kennt er schon, auch die Nachbarschaft. Nur an die Nachfragen zu seinem berühmten Vormieter, daran wird er sich noch gewöhnen müssen.

Vanessa Assmann

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