Der „nette Franz“ tritt ab

Nach 12 Jahren hört Franz Maget (55) als Chef der Münchner SPD auf. Der Münchner Landtagsabgeordnete Uli Pfaffmann (53) soll am Samstag auf dem Parteitag der SPD zu seinem Nachfolger gewählt werden.
von  Abendzeitung
Franz Maget hat jetzt mehr Ruhe, um sich im Garten zu erholen.
Franz Maget hat jetzt mehr Ruhe, um sich im Garten zu erholen. © Marlies Schnetzer

MÜNCHEN - Nach 12 Jahren hört Franz Maget (55) als Chef der Münchner SPD auf. Der Münchner Landtagsabgeordnete Uli Pfaffmann (53) soll am Samstag auf dem Parteitag der SPD zu seinem Nachfolger gewählt werden.

Immer wieder montags, wenn andere günstiger ins Kino gehen, hockt Franz Maget (55) in der wenig vergnüglichen Vorstandssitzung der Münchner SPD. Seit 30 Jahren. Die letzten zwölf Jahre selbst als Vorsitzender. Morgen gibt Maget sein Amt ab. Dann soll der Parteitag den Landtagsabgeordneten Ulrich Pfaffmann (53) zum neuen Chef wählen.

Als Franz Maget den Unterbezirk 1997 übernahm, steckte die Münchner SPD in einer tiefen Führungskrise. Er baute den Vorstand jung und neu auf. Doch nach dem ersten Schwung ist die Truppe heute müde: Initiativen gehen von der Partei kaum aus, die meisten der acht Münchner SPD-Landtagsabgeordneten verhalten sich sehr still, und die Stadtratsfraktion ist nach 19 Regierungsjahren sichtbar erschöpft. Das wird alles nur von Christian Ude überspielt.

„Kontinuität und Stabilität“ nennt Maget den Zustand. Denn die alten Flügelkämpfe im Vorstand sind heute vorbei: Die Seilschaften und Aktivisten sind müde geworden oder haben sich zurückgezogen. So hat er die Partei durch Stillhalten und Konfliktvermeidung befriedet. Statt der früher heftigen Parteitage gibt es jetzt nichtöffentliche Parteiratssitzungen. So wird die Hinterzimmerpolitik zur Institution. „Wir beruhigen uns zu Tode“, sagt ein Vorstand.

Zwölf Jahre als Münchner Parteichef sind ein Rekord

Dabei sind die zwölf Jahre ein Rekord für einen Münchner Parteichef. Maget selbst ist bei allen Schwächen der SPD „der nette Franz“, dem alles nachgesehen wird. Er ist neben Ude der Sympathieträger: So gewann er bei der für die SPD desaströsen Landtagswahl 2008 mit dem besten Ergebnis aller Münchner Landtagskandidaten das einzige Direktmandat der Bayern SPD.

Der Franz „Mog ned“ – wie er auch genannt wird – mochte 2008 auch nicht OB-Kandidat werden, obschon er mal damit geliebäugelt hatte.

Dabei hat Maget die Vorstandsarbeit hauptsächlich von seinen Stellvertretern machen lassen. Von denen mag niemand sein Nachfolger werden. Maget selbst schlug dann den Landtagsabgeordneten Ulrich Pfaffman vor. Doch den wollen nicht alle mittragen.

Aber es fand sich kein Gegenkandidat: Landtagsneuling Isabell Zacharias winkte ab. (Ein Parteifreund: „Ein Wirbelwind, der sich schnell verbraucht hätte“). Ebenso dachten einige an die couragierte Haderner Ortsvorsitzende Irmgard Hoffmann.

Nun kandidiert Pfaffmann. Auf den SPD-Webseiten gewinnt man den Eindruck, dass Pfaffmann ob der vielen Aktivitäten der Chef ist. Das schafft nicht immer Freunde.

Die SPD muss schwere Wahlschlappen aufarbeiten

Der Krankenpfleger war acht Jahre Stadtrat und ist seit 1998 im Landtag. Er hat mit der Bildung ein Thema gefunden, an dem er fleißig dran ist. Er kann organisieren, hat Energie, ist umgänglich in der Zusammenarbeit – und er gehört zum Küchenkabinett Udes. Zweimal hat er erfolgreich den Kommunalwahlkampf gemanagt. Wird er OB-Kandidat? Das hat Ude gegenüber der AZ kürzlich zurückgewiesen: Pfaffmann sei zu alt.

Viel zu tun bekommt er trotzdem – zwei Wahldebakel müssen aufgearbeitet werden: Die Landtagswahl 2008 und die Europawahl 2004, bei der die SPD hinter den Grünen mit 18,8 Prozent landete. „In der Münchner SPD ist Raum für Veränderungen“, sagt Maget: „Das kann auch an der Spitze nicht schaden.“

Verlässt Maget jetzt auch die Spitze der Landtagsfraktion? „Es ist nicht so, dass ich in den politischen Ruhestand gehe.“ Das werde im Mai 2011 entschieden. Er will auch seinen Sitz im SPD-Bundespräsidium behalten.

Willi Bock

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