Der Münchner wäre heute 100 Jahre alt geworden

Weit mehr als zwei Zentner Fünf-Mark-Stücke hat er in seiner Sendung "Wer bin ich?" beim heiteren Beruferaten so an die Spar-Schweinderl verfüttert.
von  az
Gebürtiger Münchner und Fernseh-Urgetein: Robert Lembke.
Gebürtiger Münchner und Fernseh-Urgetein: Robert Lembke. © dpa

München - „Welches Schweinderl hätten S denn gern?“ Es ist jetzt Jahrzehnte her, dass Robert Lembke mit dieser Frage Fernsehgeschichte schrieb – immer und immer wieder. 337 Mal stand er als Quizmaster in seiner Ratesendung „Was bin ich?“ vor der Kamera – vom 2. Juni 1955 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1989. Am heutigen Dienstag wäre Lembke 100 Jahre alt geworden . U nd noch heute gehört er neben Hans-Joachim Kulenkampff zu den berühmtesten Fernsehmännern der Bundesrepublik.

Der 1913 in München geborenen Lembke machte sich als Journalisten einen Namen, leitete von 1969 bis 1975 das „Deutsche Olympia-Zentrum (DOZ) und war für die reibungslose Abwicklung der Fernseh- und Hörfunk-Übertragungen von den Olympischen Spielen 1972 in München und der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 verantwortlich.

Seine immerwährende Berühmtheit aber verdankt er seinen Schweinchen und „Was bin ich?“, dieser herrlich simplen Rateshow, der Mutter aller Quizsendungen, in der ein Team mit Ja/Nein-Fragen herausfinden muss, was der Kandidat beruflich macht. Wenn es sich um einen Prominenten wie Konstantin Wecker handelte, wurden die Augen verbunden. Für jede mit „Nein“ beantwortete Frage gab es fünf Mark ins ausgesuchte Schweinderl.

Weit mehr als zwei Zentner Fünf-Mark-Stücke hat der Münchner in seiner Sendung beim heiteren Beruferaten so an die Spar-Schweinderl verfüttert, wie seine Redaktion zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 1988 ausrechnete. Als ein Kandidat bei Wim Thoelkes „ Der Große Preis“ in den 80er Jahren mal 88 460 Deutsche Mark gewann, gefiel Lembke das überhaupt nicht. Und bei Joachim Fuchsbergers „Auf los geht's los“ erschienen ihm die Fragen „kindisch leicht“.

Ein Kandidat habe schon 144 000 Mark kassiert, empörte er sich. Die Höhe der Gewinne lasse den Eindruck entstehen, die Sender seien zu reich und schmissen das Geld zum Fenster hinaus, sagte er damals, als Gewinnsummen wie heute bei „Wer wird Millionär?“ oder „Schlag den Raab“ üblich, noch undenkbar waren.

Der höchstmögliche Gewinn bei Lembke: 50 Mark. 1975 wurde Robert Lembke pensioniert – ein rein formaler Akt, wie sich herausstellte, denn an Ruhestand dachte er damals nicht. „So lange der Zuschauer, die Anstalt und das Rateteam Spaß an der Sendung haben, mache ich weiter“, sagte er noch bei seinem 75. Geburtstag im September 1988.

Nur wenige Monate später, am 15. Januar 1989, starb er nach einer Bypass-O P . Schauspielerin Marianne Koch, die mit Hans Sachs, Annette von Aretin, Guido Baumann und im Wechsel mit Anneliese Fleyenschmidt im Rateteam saß, sagte nach seinem Tod vor fast 25 Jahren: „Deinen Zuschauern bist Du immer treu gewesen.“

Unter anderem versuchten Anfang der 90er Jahre Guido Baumann und später Joachim Fuchsberger, „Was bin ich?“ wieder zu beleben. 2000 wurde die Show von Kabel 1 mit dem Moderator Björn-Hergen Schimpf neu aufgelegt. An das Original kam niemand heran.

Zur Erinnerung an den Mann mit der Hornbrille hier ein paar Aphorismen, mit denen Lembke die deutsche Sprache bereicherte: „Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen“, sagte er einst. „Wenn die Menschen nur über Dinge reden würden, von denen sie etwas verstehen – das Schweigen wäre bedrückend.“ Oder: „Anerkennung ist eine Pflanze, die vorwiegend auf Gräbern wächst.“

 

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