Der Münchner Pflege Report

Wie viele Heime und wie viele freie Plätze gibt es in München? Wie ist der Versorgungsgrad in allen Stadtvierteln? Die AZ macht den großen Pflege-Check.
von  Florian Zick
An diesen zehn Standorten in München werden zusätzlich neue Seniorenheime gebaut. 1.Ackermannbogen 2. Cosimastraße 3. Einsteinstraße 4. Franz-Nißl-Straße 5. Freiham 6. Heidemannstraße 7. Holzwiesnenstraße 8. Lincolnstraße 9. Meindlstraße 10. Prinz-Eugen-Kaserne
An diesen zehn Standorten in München werden zusätzlich neue Seniorenheime gebaut. 1.Ackermannbogen 2. Cosimastraße 3. Einsteinstraße 4. Franz-Nißl-Straße 5. Freiham 6. Heidemannstraße 7. Holzwiesnenstraße 8. Lincolnstraße 9. Meindlstraße 10. Prinz-Eugen-Kaserne © az

München - Münchner Senioren wollen so lange wie es geht daheim wohnen bleiben. Nur ein Viertel der Pflegebedürftigen lebt in Heimen. Das geht aus dem aktuellen „Marktbericht Pflege“ des städtischen Sozialreferats hervor, der heute dem Stadtrat vorgestellt wird.

Der Studie zufolge gibt es in München aktuell 7 612 vollstationäre Pflegeplätze, 196 mehr als im vergangenen Jahr. Damit liegt die Versorgungsquote in München aber immer noch deutlich unter der von anderen Städten. In Landshut etwa kommen auf tausend Einwohner im Alter von mehr als 65 Jahren 89 Pflegeplätze, in Würzburg 85 und in Nürnberg immerhin auch noch 61. Das geht aus einer Erhebung des Bayerischen Landesamts für Statistik hervor. In München dagegen liegt diese Zahl gerade einmal bei 31. Das liegt daran, dass Münchner Senioren erst ins Heim gehen, wenn es gar nicht mehr anders geht – drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden hier zu Hause in ihren eigenen vier Wänden versorgt.

Entsprechend geht das Sozialreferat in seinem Bericht auch davon aus, dass in München „aktuell und womöglich auch mittelfristig“ ausreichend viele vollstationäre Pflegeplätze vorhanden sind. Denn obwohl in München der Versorgungsgrad verhältnismäßig niedrig ist, sind nicht alle Plätze belegt. Die 56 vollstationären Pflegeeinrichtungen im Stadtgebiet sind derzeit nur zu 90,4 Prozent ausgelastet. Die Heime verzeichnen sogar einen leichten Belegungsrückgang. Das liegt daran, dass in München schon immer die Devise galt: „ambulant vor teilstationär vor vollstationär“.

„Die meisten älteren Menschen wünschen sich, so lange wie möglich daheim leben zu können und in ihrem vertrauten Umfeld sterben zu dürfen“, sagt Constanze Söllner-Schaar, die seniorenpolitische Sprecherin der Rathaus-SPD. Pflegebedürftige werden in München deshalb meistens von Angehörigen oder von ambulanten Pflegediensten versorgt. Dass die Heime nicht so beliebt sind, um dort den Lebensabend zu verbringen, liegt womöglich auch daran, dass es in den Pflegeeinrichtungen in der Stadt immer noch an Einzelzimmern mangelt. Das deutsche Pflegegesetz hält eine Einzelzimmerquote von 75 Prozent für angemessen. Mehr als die Hälfte der Münchner Seniorenheime erfüllt diesen Standard bislang aber nicht.

In 30 Einrichtungen liegt der Anteil an Einzimmern unter den geforderten 75 Prozent, in 17 davon sogar unter 55 Prozent – und das, obwohl die Stadt zwischen 1998 und 2013 über 50 Millionen Euro in insgesamt 38 Pflege-Einrichtungen gesteckt hat, um dort Modernisierungen, Um- oder Neubauten zu unterstützen. Einige Einrichtungen sehen sich aber auch heute noch finanziell nicht in der Lage, die nötigen Umbauten vorzunehmen, um den geforderten Standard zu erfüllen. „Der Anteil an Einzelzimmern muss in einigen Häusern noch gesteigert werden“, fordert Söllner-Schaar. „Es sollte uns allen ein Anliegen sein, dass die Rahmenbedingungen für ältere Menschen so gut wie möglich sind“, so die SPD-Expertin – zumal die Zahl der Hochbetagten in München in den nächsten Jahren weiter stark zunehmen wird.

Derzeit sind 259 000 Münchner über 65 Jahre alt. In der letzten „Bedarfsplanung zur pflegerischen Versorgung in München“ aus dem Jahr 2010 rechnete das Sozialreferat damit, dass im Jahr 2020 rund 29 000 Pflegebedürftige in München leben werden, etwa 3200 mehr als heute. Die Stadt ist auf diese Entwicklung gut vorbereitet. Geplant sind zehn neue vollstationären Pflegeeinrichtungen (siehe Grafik), die Bauarbeiten laufen zum Teil sogar schon. So entstehen 1200 neue Pflegeplätze. Die meisten Plätze sind dabei für Betreutes Wohnen vorgesehen. Denn während die Betten in den klassischen Wohnbereichen seit Jahren langsam abgebaut werden, ist die Nachfrage für Betreutes Wohnen zuletzt stark gestiegen.

Auch die Zahl der sogenannten Pflege-WGs mit ambulanter Betreuung wird ausgebaut. 44 davon gibt es in München bereits, 16 weitere sind in Planung. Deren weitere Ausbau könnte nur an fehlendem Fachpersonal scheitern. Etwa 10 000 Menschen arbeiten in München derzeit in der Pflegebranche, die eine Hälfte bei Pflegeeinrichtung, die andere ist bei den etwa 240 ambulanten Pflegediensten angestellt, die es in München gibt.

Der „Marktbericht Pflege“ des Sozialreferats geht allerdings davon aus, dass 2030 in München rund 4240 Pflegekräfte fehlen werden. Zwar bilden die Pflegeeinrichtungen fleißig aus, nur zwei der 56 Münchner Heime stellen keine Azubis ein. Derzeit sind allerdings nur 80 Prozent der Stellen besetzt. Geeignete Auszubildende, klagen die Einrichtungen, seien nur sehr schwer zu bekommen.

Pflegeplätze (Ohne Kurzzeitpflege)
So gut sind die Münchner Stadtviertel versorgt

  • Altstadt-Lehel, Ludwigsvorstadt-Isarvorsstadt, Maxvorstadt     570
  • Schwabing-West, Schwabing-Freimann     941
  • Au-Haidhausen, Bogenhausen     467
  • Sendling, Sendling-Westpark     438
  • Schwanthalerhöhe, Laim     290
  • Neuhausen-Nymphenburg, Moosach     712
  • Milbertshofen / Am Hart     0
  • Berg am Laim, Trudering-Riem     384
  • Ramersdorf-Perlach     710
  • Obergiesing-Fasangarten, Untergiesing-Harlaching     1121
  • Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, Hadern     953
  • Pasing-Obermenzing, Aubing-Lochhausen-Langwied, Allach-Untermenzing     98
  • Feldmoching-Hasenbergl     169

 

 

 

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