Der Münchner Ausländer-Atlas: „Je jünger, desto bunter“
MÜNCHEN - Das Sozialreferat der Stadt legt zum ersten Mal einen „Interkulturellen Integrationsbericht“ vor. Die AZ stellt die wichtigsten Daten und Fakten vor
Es gibt 193 Staaten auf der Welt – und aus fast allen haben sie den Weg nach München gefunden: Menschen aus 180 Ländern leben in Bayerns Hauptstadt.
Wie gut sind sie hier angekommen? Wo wohnen sie? Welche Chancen haben sie im Bildungssystem? Und welche am Arbeitsmarkt? All das und noch viel mehr ist dem ersten Münchner „Interkulturellen Integrationsbericht“ zu entnehmen. Am 1. Februar ist das dicke Dokument mit dem Titel „München lebt Vielfalt“ Thema im Stadtrat.
Die AZ stellt die wichtigsten Daten und Fakten schon jetzt daraus vor.
Knapp 36 Prozent der Einwohner Münchens haben einen Migrationshintergrund – also etwa jeder dritte. Bei den Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren ist es sogar mehr als die Hälfte. Im Bericht heißt es deshalb:„Je jünger, desto bunter.“
Ein Auszug aus den Zahlen: Bei den Dreijährigen haben inzwischen 54,3 Prozent ausländische Wurzeln. Bezogen auf die Gruppe der bis zu Neunjährigen sind es 53,4 Prozent.
Bei all dem ist zu unterscheiden zwischen Menschen mit deutschem Pass und solchen ohne. Vor gut einem Jahr waren 22,6 Prozent der Münchner mit Migrationshintergrund Ausländer – sie hatten also nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Beim letzten Vergleich der deutschen Großstädte lagen Frankfurt am Main und München vorne: Nirgendwo sonst war der Anteil der Ausländer so hoch.
Woher kommen die meisten von ihnen? Am weitaus stärksten vertreten ist – wer hätte daran gezweifelt – die Gruppe der Türken. Rund 41300 Männer, Frauen und Kinder gehören dazu. Diese Zahl sinkt jedoch seit Jahren kontinuierlich – auch weil sich viele Ausländer aus der Türkei einbürgern lassen, inzwischen einen deutschen Pass besitzen.
Dahoam in Minga: Beispiel Milbertshofen-Am Hart: Das ist der einzige Bezirk, in dem Menschen mit Migrationshintergrund in der Mehrheit sind. 52,4 Prozent aller Stadtteil-Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Die Schwanthalerhöhe landet mit 46,1 Prozent dahinter auf Platz 2.
Am anderen Ende der Skala: Allach-Untermenzing. Dort herrscht laut Statistik am wenigsten Multi-Kulti. Nur 26,9 Prozent haben einen Migrationshintergrund.
Vielen Münchnern beschert die rege Zuwanderung das größte Glück: Allein im Jahr 2009 heirateten 1481 Deutsche einen ausländischen Partner. Wobei es mehr deutsche Männer als Frauen sind, die eine so genannte „binationale Ehe“ eingehen. Die häufigsten Herkunftsländer der Ehefrauen: Polen, Österreich und Türkei, Italien und Russische Föderation.
Trotz des bunten Mixes der Kulturen: Der Integrationsbericht zeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund in vielen gesellschaftlichen und politischen Bereichen noch deutlich unterrepräsentiert sind. Im Fazit steht: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Migranten Ämter wie Schöffen, Elternbeirat, Funktionäre in Sportvereinen etc. wahrnehmen.“
Das gilt auch für den Münchner Stadtrat: Nur zwölf Prozent der Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. Auch in den Bezirksausschüssen ist die Quote offenbar ähnlich gering.
Julia Lenders
Woher Münchens Ausländer kommen
Türkei
1999: 47 348
2009: 41 298
Kroatien
1999: 21 509
2009: 23 704
Österreich
1999: 21 540
2009: 20 901
Italien
1999: 21 706
20 769
Griechenland
1999; 22 879
2009: 20 071
Bosnien-Herzegowina
1999: 15 273
2009: 15 795
Serbien 2009: 15 385
Polen
1999: 6 233
2009: 13 946
Irak
1999: 3 174
2009: 9 396
Frankreich
1999: 5 805
2009: 7 330
Russische Föderation
1999: 3 406
2009: 5 818
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