Der Müller-Marsch: Jetzt demonstrieren die Angestellten
Sie haben geschwiegen. Monatelang. Doch jetzt treibt die Angst um ihre Jobs sie auf die Straße. Ab nächster Woche sind die rund 1250 Angestellten von Müller-Brot arbeitslos. Stumm untergehen wollen sie aber nicht – deshalb kommen sie morgen nach München. Mit Fahnen, Plakaten und Wut im Bauch.
MÜNCHEN - Ihre Situation sieht recht düster aus. Nach der Insolvenz Mitte Januar übernahm die Agentur für Arbeit die Löhne für Januar bis März – am Sonntag ist Schluss, dann bekommen sie kein Geld mehr.
Dass zwei Investoren die Bäckerei kaufen möchten (AZ berichtete), ist da auch keine Hilfe, sagt Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Man müsse davon ausgehen, „dass die Wiederaufnahme der Produktion noch in weiter Ferne liegt.“ Öz erwartet, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl bei der Betriebsversammlung am Donnerstag um 14 Uhr, „die Kündigung von vielen hundert Arbeitsplätzen“ bekannt gibt.
Deshalb demonstrieren die Beschäftigten in den Stunden davor in München – ihr Ziel: Druck aufbauen. Auf Politiker und Investoren. Die Behörden in Freising sollen das Werk freigeben, die neuen Besitzer sollen die Produktion so schnell es geht anwerfen und die Stammbelegschaft halten.
Die NGG hat alle Mitarbeiter dazu aufgerufen, am Protestmarsch quer durch München teilzunehmen. „Wir haben jedem Einzelnen eine Einladung nach Hause geschickt“, sagt Öz. Er hofft, dass am Ende „mehrere Hundert“ am Müller-Marsch teilnehmen.
Am Donnerstag um 10 Uhr steigen die Demonstranten vor der Müller-Brot-Bäckerei in Neufahrn in bereit gestellte Busse. Die Demo selbst beginnt um 11 Uhr vor dem Wirtschaftsministerium in der Prinzregentenstraße.
Um 11.15 Uhr will sich Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) den Demonstranten stellen. „Wir haben ihn aufgefordert, was zu sagen“, sagt Öz. „Er hat nicht gleich Ja gesagt, aber am Ende doch noch zugestimmt.“ Danach marschieren alle zur Staatskanzlei – mit einer Petition im Gepäck. Was dann kommt, liegt nicht mehr in ihrer Hand. Aber gewehrt haben sie sich wenigstens.