Der moderne Aloisius: "Wie ein Engel aus der Unterwelt"
MÜNCHEN/HAUZENBERG - Für Traudl und Walter Reiner war es ein richtiger Schock: Es gibt einen neuen Engel Aloisius, der ganz anders ausschaut als ihr seit vielen Jahren ge- und beliebtes Original. Ein Geschäftsmann aus Niederbayern hat ihn zeichnen lassen und sich die Namensrechte gesichert.
„Alles hätt’ ich geglaubt“, sagt Traudl Reiner. „Aber dass in unseren Leben noch so was passiert . . .“ In den 60er Jahren entwarf das Ehepaar Reiner die unverwechselbare Gestalt das grantigen Dienstmanns, dem es im Himmel so gar nicht gefiel. Ein Volltreffer, bis heute haben der Film mit dem Originalton von Rundfunk-Legende Adolf Gondrell, die Figuren oder Bücher mit dem Engel Aloisius Kult-Status.
„Und jetzt macht dieser Mann unseren Film schlecht“, empört sich Traudl Reiner über eine Bemerkung Reschs, seine Figur sei „moderner und liebenswerter als das Original“. Walter Reiner kontert: „Wenn das ein Bayer sein soll! Als ob sich die Staatsregierung von dem etwas sagen lassen würde...“
Für den Vater des Original- Aloisius ist es „unverständlich, dass man sich einen solchen Namen, der allgemeines Kultureigentum ist und eine Schöpfung von Ludwig Thoma, sichern kann.“ Und überhaupt: Die Idee des Niederbayern, den Dienstmann aus dem Hofbräuhaus raus zu holen und ihn neue Abenteuer erleben zu lassen, findet Walter Reiner mehr als merkwürdig: „Der Aloisius will ja gar nicht raus, der fühlt sich da wohl – das ist für ihn doch der Himmel.“
„Jeder, der den echten Münchner im Himmel gern hat, wird sagen: Das ist gar nichts“, glaubt Traudl Reiner. „Wie ein komisches Manschgerl aus der Unterwelt.“ Sie findet die Figur „grauenhaft“. Natürlich könne man eine ganz andere Geschichte erfinden. Aber doch nicht unter dem Namen Aloisius – der sei schließlich einmalig.
Video: Frohlocken im Himmel
„Der eine tut doch dem anderen nicht weh“, findet Thomas Resch. Das sei wie beim ursprünglichen Mini und dem neuen Mini von BMW. Das Ehepaar Reiner habe jahrzehntelang Zeit gehabt, eine Marke „Engel Aloisius“ anzumelden. Seine Versuche, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, seien erfolglos geblieben. „Ich fand es schade, dass der Aloisius nicht mehr im Bewusstsein der Menschen ist“, erklärt Resch seine Neuschöpfung. „Und da geben mir viele Leute recht.“
99 Prozent Zustimmung und ein Prozent Ablehnung hat der niederbayerische Geschäftsmann bisher in Sachen Aloisius ausgemacht. Sein Trost an alle, die seine Aktivitäten eher kritisch sehen: „Wenigstens macht das ein Bayer und nicht ein Chinese oder ein Amerikaner“ – auch diese Argumentation habe er inzwischen schon gehört.
Rudolf Huber
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