Der mit Puppen spielt: Kommissar Fuchs geht in Rente

Eine Million Münchner Kinder hat er in den 22 Jahren beim Verkehrspuppentheater in seinen Bann gezogen: Jetzt geht Polizeihauptkommissar Norbert Fuchs, der Mann mit der Märchen-Onkel-Stimme, in Ruhestand - seine Bilanz
"Das ist die allerschönste Aufgabe bei der Polizei, die man sich vorstellen kann", sagt Norbert Fuchs. Für ihn geht die Arbeit als Leiter des Verkehrspuppentheaters jetzt zu Ende. Der 59- jährige Hauptkommissar ist ein Urgestein der Münchner Polizei.
1968 startete er seine Laufbahn bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg, 1980 landete er bei der Münchner Verkehrserziehung. "Fast wie die Jungfrau zum Kind" ist er zum Puppentheater gekommen - Als dort ein Platz frei wurde, sprang er ein - und blieb der Bühne bis heute treu.
Vom Kasperltheater zur Muppetshow
"Wir sind kein Kasperltheater", sagt Fuchs, "Darauf lege ich großen Wert". Aus dem ehemaligen Kasperltheater der Polizei hat sich heute ein Puppentheater entwickelt, mehr wie die Muppetshow sei das, sagt er, "mit der schönsten, größten und mordernsten Bühne in Deutschland." Stolz schwingt in seiner Stimme mit - das Theater, wie es heute ist, hat er maßgeblich geprägt.
Er spielt die Hauptrolle in dem Stück, dass jedes Jahr von der sechsköpfogen Truppe geschrieben und weiterentwickelt wird, interagiert mit den Kindern. Natürlich sind auch Puppen mit dabei - die Fledermaus Batman zum Beispiel oder das weiße Monster Flix, dass sich vor Wut schwarz ärgern kann. Sie sind Nebenfiguren des Polizisten.
Pädagogisch wertvoll und heiß begehrt
Die Themen des Theaters sind Verkehrserziehung, Umweltschutz, Kriminalprävention und Vermittlung von sozialem Verhalten. Ein wertvolles padagogisches Element der Polizeiarbeit - das sogar schon den Bundespreis für Puppenspieler gewonnen hat.
Die Schulen reißen sich um das Puppentheater - aus ganz Oberbayern kommen Anfragen. "Leider gibt es da mehr Schulen, als es Schultage gibt", sagt Norbert Fuchs. Sie treten an jedem Schultag auf, zwei Stunden dauert es, die Bühne aufzubauen, dann geben sie jeweils zwei Vorstellungen für die Vorschüler und Grundschüler.
Die Kinder haben sich verändert
In den knapp 30 Jahren Arbeit mit Kindern ist ihm eins aufgefallen: "Sie sind bei weitem nicht mehr so aufnahmefähig wie früher". Heute muss das Theater zwischendurch kleine Pausen mit Musik einlegen, damit sich die Kinder richtig austoben können. Warum, weiß Fuchs nicht, aber "vielleicht spielen sie nicht mehr genug draußen mit anderen Kindern", vermutet er.
"Aber man glaubt gar nicht, wie gescheit die Kinder sind!" Das überrascht ihn immer wieder. Auch komplexere Themen wie Fahrerflucht spielen sie mit den Schülern durch. Zur Nachbereitung bekommen die Lehrer immer eine Broschüre an die Hand.
Am BMW basteln und zu Besuch kommen
Jetzt will der Polizeihauptkommissar mit der Märchen-Onkel-Stimme erst einmal die freie Zeit genießen und seinen BMW wieder herrichten. "Was für ein Auto fährt ein bayerischer Beamter auch sonst", sagt er und lacht. Eine Tochter hat er, aber die ist "schon sehr erwachsen:"
Und die Kollegen vom Puppentheater? Seine Nachfolge als Leiter tritt der bisherige Stellvertreter Alfred Hübner an, als Verstärkung kommt eine "nette, hübsche Kollegin" dazu. Und: "ich werde die Kollegen natürlich besuchen und das als Zuschauer genießen", sagt der Norbert Fuchs und lächelt.
Laura Kaufmann