Der Miet-Wahnsinn
MÜNCHEN - Im zweiten Halbjahr 2008 sind die Mieten in München wieder um elf Prozent gestiegen und Eigentumswohnungen wurden 13 Prozent teurer. Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht.
2008 war (wieder) kein gutes Jahr für Mieter in München. Ganz im Gegenteil. Die Immobilien-Experten von Jones Lang LaSalle fanden heraus: Die Angebotsmiete – also der am häufigsten verlangte Mietpreis – stieg allein im zweiten Halbjahr um satte elf Prozent an.
Während Mieter in den ersten sechs Monaten des Jahres noch 11,80 Euro pro Quadratmeter bezahlen mussten, waren es im zweiten Halbjahr bereits 13,10 Euro. Insgesamt lag die Verteuerung im vergangenen Jahr bei knapp 16 Prozent. Und ein Ende der Preisspirale ist noch nicht in Sicht. „Für 2009 gehen wir von einer weiteren Steigerung der Angebotsmieten in München aus“, erklärt Stefan Mergen von Jones Lang LaSalle. Schon jetzt ist München im Vergleich zu anderen untersuchten Märkten die teuerste Stadt – und zwar mit weitem Abstand. Im zweitplatzierten Frankfurt ist die Angebotsmiete demnach um 1,60 Euro pro Quadratmeter günstiger.
Die aktuelle Studie nahm auch die Mietsituation in einzelnen Stadtbezirke unter die Lupe. Das Ergebnis: Die höchsten Angebotsmieten werden im Nord-Osten der Stadt, also zum Beispiel in Schwabing-Freimann, verlangt – 14,80 Euro pro Quadratmeter. Da lebt es sich sogar im Zentrum günstiger, wo zwischen 13,15 (Mitte-Süd) und 13,50 Euro (Mitte-Nord) fällig werden. Günstigen Wohnraum gibt es lediglich noch im Stadtteil Perlach. Doch auch hier zogen die Preise ab Mitte 2008 noch einmal an, um 10 Cent auf 9,80 Euro pro Quadratmeter.
Ursachenforschung
Der Grund für den Miet-Wahnsinn: Es gibt einen „Trend zum urbanen Wohnen“, wie es die Immobilienexperten ausdrücken. Die Bevölkerung in der Stadt wächst, die Mietpreise steigen – und zwar in ausnahmslos allen Bezirken.
Besonders teuer sind Altbauten – durchschnittlich 13,75 Euro pro Quadratmeter muss blechen, wer in alten aber renovierten Gemäuern leben will. Am günstigsten sind dagegen Wohnungen der 60er bis 80er Jahre (11 Euro pro Quadratmeter).
Doch nicht nur die Münchner Mieter werden geschröpft. Auch Eigentumswohnung sind in der zweiten Jahreshälfte 2008 noch einmal deutlich teurer geworden – um über 13 Prozent. Der Kaufpreis lag den Angaben zufolge bei 3510 Euro pro Quadratmeter. In Top-Lagen der Altstadt und der Schwanthalerhöhe liegen die Spitzenpreise sogar deutlich über 7000 Euro pro Quadratmeter. Nur im Süden und Süd-Westen der Stadt –vor allem in Teilen Untersendlings und Thalkirchens – war ein Kaufpreis-Rückgang zu verzeichnen.
Gesunken ist das Preisniveau in der zweiten Hälfte 2008 bei Mehrfamilienhäusern. Aber wer hat schon das Geld, ein ganzes Mietshaus zu kaufen?
Julia Lenders