Der Luitpoldblock: Ein wildes Stück Münchner Geschichte

Von der Belle Epoque bis heute: Der Häuserblock zwischen Brienner Straße und Jungfernturmstraße hat eine bewegte Historie und Münchens kleinstes Museum zu bieten. Ein Streifzug durch die Epochen im Luitpoldblock.
Myriam Siegert
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein Flair wie in Cannes oder Nizza: Im Mai 1930 wird das Café Luitpold zu Münchens erstem Boulevard-Café.
Sammlung Luitpold 12 Ein Flair wie in Cannes oder Nizza: Im Mai 1930 wird das Café Luitpold zu Münchens erstem Boulevard-Café.
1888: Vom schlichten Geschäftshaus zum Palastcafé mit Neurenaissance-Fassade. Die Giebel sind Attrappen.
Sammlung Luitpold 12 1888: Vom schlichten Geschäftshaus zum Palastcafé mit Neurenaissance-Fassade. Die Giebel sind Attrappen.
Riesige Ausmaße: Die große Säulenhalle. Nur einer von vielen großen Sälen.
Sammlung Luitpold 12 Riesige Ausmaße: Die große Säulenhalle. Nur einer von vielen großen Sälen.
Riesige Billiard-Säle gab es einst im ersten Stock des Palast-Cafés, das 2000 Besucher fasste.
Sammlung Luitpold 12 Riesige Billiard-Säle gab es einst im ersten Stock des Palast-Cafés, das 2000 Besucher fasste.
Kapellmeister Berhard Etté, ein Star der 20er bis 40er, spielt im Luitpold.
Sammlung Luitpold 12 Kapellmeister Berhard Etté, ein Star der 20er bis 40er, spielt im Luitpold.
1940: „Der Dieb von Bagdad“ kommt auch in die Luitpold-Lichtspiele.
Sammlung Luitpold 12 1940: „Der Dieb von Bagdad“ kommt auch in die Luitpold-Lichtspiele.
Relativ unversehrt: Schon 1945 geht der Betrieb im Kino weiter.
Sammlung Luitpold 12 Relativ unversehrt: Schon 1945 geht der Betrieb im Kino weiter.
Die Kriegsspuren sind beseitigt, das Café wird modern, hier im Grillroom.
Sammlung Luitpold 12 Die Kriegsspuren sind beseitigt, das Café wird modern, hier im Grillroom.
Vorbild USA: In den 60ern versucht man es mit einem Grill-Restaurant.
Sammlung Luitpold 12 Vorbild USA: In den 60ern versucht man es mit einem Grill-Restaurant.
Der Palmengarten unter der Glaskuppel ist auch heute noch besonders.
Conny Mirbach 12 Der Palmengarten unter der Glaskuppel ist auch heute noch besonders.
Das Restaurant Française.
Sammlung Luitpold 12 Das Restaurant Française.
2010 wird das neu gestaltete Café wiedereröffnet. Seitdem gibt’s auch viel Kulturprogramm.
Conny Mirbach 12 2010 wird das neu gestaltete Café wiedereröffnet. Seitdem gibt’s auch viel Kulturprogramm.

München - Die Prinzensäle, der Schlachtensaal, große und kleine Salons, ein riesiger Billardsaal, ein Café und das Restaurant Française: Unglaubliche 2.000 Menschen passten in das Palastcafé im Luitpoldblock, als es am 1. Januar 1888 eröffnete. Am Eröffnungstag zahlten die Gäste Eintritt, um einen Blick hineinwerfen zu können.

Zuvor war der 1812 von Joseph von Utzschneider gebaute Häuserblock am Fürstenweg zwischen Residenz und Nymphenburg (heute Brienner Straße) innen wie außen unscheinbar: Eine Likör- und eine Essigfabrik befanden sich hier. Der Unternehmer Heinrich Theodor Hoech lässt das Café-Restaurant einbauen, stockt auf und gestaltet die Fassade im Stil der Neurenaissance üppig um. Feenpalast wird der Block auch genannt und er wird rasch zum Treffpunkt von Studenten, einfachen Leuten, aber auch Künstlern. Von denen hatten viele hier ihr Wohnzimmer – es gab schon früh eine Heizung und elektrisches Licht. So mancher lässt sich sogar die Post herschicken. Ein Hotspot der Belle Epoque in München, aber auch noch später.

Ausstellungen, Swing und Jazz, Kino: Alles da im Luitpoldblock

1899 findet hier der erste Bayerische Frauentag statt, Kandisky und Marc stellen aus. In den 20er Jahren haben die prunkvollen Säle im oberen Stock dann aber ausgedient. Die Zeit verlangt nach einem modernen Tanzlokal. Nach den Salonorchestern spielen nun Musikkapellen Swing und Jazz. 1929 kommt noch etwas Neues: Die Luitpold Lichtspiele mit 1368 Sitzplätzen eröffnen in den ehemaligen Tanzsälen. Das Kino ist hochmodern, in den 30ern und 40ern laufen hier auch Propagandafilme. Das Café wird 1930 zum Boulevardcafé, dem ersten Gehsteigcafé Münchens. Das Luitpold hatte die Genehmigung der Stadt erhalten, Tische und Stühle draußen aufzustellen.

Nach dem Krieg wird der Fußboden versteigert

Nach einem Bombardement der Altstadt im Dezember 1944 sind auch 80 Prozent des Luitpoldblocks zerstört. Der Cafébetrieb geht kurze Zeit im Keller weiter. Der Versuch 1948 ein Restaurant in der Ruine zu etablieren, scheitert. Das Kino aber läuft seit 45 wieder.

Zeitreise ins alte München

1960 werden alle Restbestände versteigert, sogar die Fußböden, berichtet damals die AZ. Das junge Ehepaar Marika und Paul Buchner übernimmt den Block samt Café. Zwei Jahre lang bauen sie um, richten neben dem klassischen Café einen American Grillroom ein. 1989 bauen sie die Glaskuppel für den Palmengarten ein. 2009 wird wieder renoviert und modernisiert. Mit verschiedenen Kulturveranstaltungen knüpft man an die alte Kaffeehaustradition an.

Die Buchners bauten auch 50 Jahre lang ein Archiv auf. Die Bilder dieser Seite und weit mehr aus der Sammlung Luitpold gibt es im multimedial gestalteten Museum zu erleben.


Brienner Straße 11, täglich 10 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Führungen auf Anfrage, 4 Euro pro Person. Infos: www.luitpoldblock.de

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.