Der Luitpoldblock: Ein wildes Stück Münchner Geschichte
München - Die Prinzensäle, der Schlachtensaal, große und kleine Salons, ein riesiger Billardsaal, ein Café und das Restaurant Française: Unglaubliche 2.000 Menschen passten in das Palastcafé im Luitpoldblock, als es am 1. Januar 1888 eröffnete. Am Eröffnungstag zahlten die Gäste Eintritt, um einen Blick hineinwerfen zu können.
Zuvor war der 1812 von Joseph von Utzschneider gebaute Häuserblock am Fürstenweg zwischen Residenz und Nymphenburg (heute Brienner Straße) innen wie außen unscheinbar: Eine Likör- und eine Essigfabrik befanden sich hier. Der Unternehmer Heinrich Theodor Hoech lässt das Café-Restaurant einbauen, stockt auf und gestaltet die Fassade im Stil der Neurenaissance üppig um. Feenpalast wird der Block auch genannt und er wird rasch zum Treffpunkt von Studenten, einfachen Leuten, aber auch Künstlern. Von denen hatten viele hier ihr Wohnzimmer – es gab schon früh eine Heizung und elektrisches Licht. So mancher lässt sich sogar die Post herschicken. Ein Hotspot der Belle Epoque in München, aber auch noch später.
Ausstellungen, Swing und Jazz, Kino: Alles da im Luitpoldblock
1899 findet hier der erste Bayerische Frauentag statt, Kandisky und Marc stellen aus. In den 20er Jahren haben die prunkvollen Säle im oberen Stock dann aber ausgedient. Die Zeit verlangt nach einem modernen Tanzlokal. Nach den Salonorchestern spielen nun Musikkapellen Swing und Jazz. 1929 kommt noch etwas Neues: Die Luitpold Lichtspiele mit 1368 Sitzplätzen eröffnen in den ehemaligen Tanzsälen. Das Kino ist hochmodern, in den 30ern und 40ern laufen hier auch Propagandafilme. Das Café wird 1930 zum Boulevardcafé, dem ersten Gehsteigcafé Münchens. Das Luitpold hatte die Genehmigung der Stadt erhalten, Tische und Stühle draußen aufzustellen.
Nach dem Krieg wird der Fußboden versteigert
Nach einem Bombardement der Altstadt im Dezember 1944 sind auch 80 Prozent des Luitpoldblocks zerstört. Der Cafébetrieb geht kurze Zeit im Keller weiter. Der Versuch 1948 ein Restaurant in der Ruine zu etablieren, scheitert. Das Kino aber läuft seit 45 wieder.
1960 werden alle Restbestände versteigert, sogar die Fußböden, berichtet damals die AZ. Das junge Ehepaar Marika und Paul Buchner übernimmt den Block samt Café. Zwei Jahre lang bauen sie um, richten neben dem klassischen Café einen American Grillroom ein. 1989 bauen sie die Glaskuppel für den Palmengarten ein. 2009 wird wieder renoviert und modernisiert. Mit verschiedenen Kulturveranstaltungen knüpft man an die alte Kaffeehaustradition an.
Die Buchners bauten auch 50 Jahre lang ein Archiv auf. Die Bilder dieser Seite und weit mehr aus der Sammlung Luitpold gibt es im multimedial gestalteten Museum zu erleben.
Brienner Straße 11, täglich 10 bis 19 Uhr, Eintritt frei. Führungen auf Anfrage, 4 Euro pro Person. Infos: www.luitpoldblock.de