Der letzte vegane Supermarkt in München schließt

München - Am Ende geht es jetzt alles ziemlich schnell: Die veganen Fenchel-Apfel-Bratwürste, die gelatinefreien Pfirsich-Gummibärchen und alles, was es noch so an tierproduktfreien Dingen gibt im "Veganz“-Supermarkt, werden jetzt rausverkauft, bis Samstag ist alles um 20 Prozent reduziert. Und dann schließt sich die Eingangstür des kleinen Ladens an der Baldestraße und des veganen Bistros "Goodies“ ein letztes Mal vor den Kunden.
Ach, die Kunden sind ja das Problem gewesen – oder eher: die Nicht-Kunden. "Die für eine Einzelhandelsfläche ungünstige Lage mit einer schlechten Nahverkehrsanbindung und kaum Parkmöglichkeiten vor Ort lassen eine Fortführung unserer Geschäftstätigkeiten an diesem Standort leider nicht zu“, erklärte "Veganz“-Gründer Jan Bedrack.
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Kaum Kunden, wenig Geld
Im Klartext heißt das: Es kamen zu wenige Menschen und damit zu wenig Geld. Seit der Eröffnung hat der Münchner Standort der Marktreihe hohe Verluste geschrieben – genauer wollen die Betreiber nicht werden. "Es lohnt sich wirtschaftlich für uns nicht, den Laden weiter zu betreiben“, sagte "Veganz“-Sprecherin Jana König. "Er trägt sich einfach nicht.“
Nach etwas mehr als zweieinhalb Jahren schließt damit der letzte vegane Supermarkt Münchens. Eröffnet hatte er in einem Eckladen, nahe den Frühlingsanlagen in der Isarvorstadt, im Dezember 2013. Im Mai 2013 hatte nicht unweit davon, an der Thalkirchner Straße, das Lädchen "Radix“ aufgemacht, der erste vegane Einkaufsmarkt der Stadt – und sich im vergangenen Dezember schon wieder aus dem Geschäft verabschiedet.
Suche nach neuem Standort in München
Heißt das nun, dass die Münchner einen Supermarkt mit einem Angebot für einen rein veganen Ernährungsentwurf vielleicht gar nicht brauchen oder wollen? "Für uns ist der Grund ganz konkret der Standort, der war von Anfang an ein Fehler“, sagt Jana König. "Dass das mit der Stadt oder dem Publikum zu tun hat, kann ich so nicht bestätigen.“
Das Berliner Unternehmen "Veganz“, das allein in der Hauptstadt drei Märkte betreibt und weitere sechs in Deutschland, Wien und Tschechien, werde sich nach einem neuen Standort in München umsehen. "Wir sind da noch ganz am Anfang“, sagt König. "Wo genau wir suchen werden, kann ich nicht sagen. Es muss dann aber definitiv eine gute Verkehrsanbindung geben.“
Komplett abgeschafft ist das fleischfreie Leben in München damit aber natürlich nicht: In Basic-Märkten gibt es immer noch vegane Produkte, mit dem "Holzinger“ an der Theresienhöhe immerhin einen kleinen Shop und die meisten Produkte von "Veganz“ und "Radix“ sind in deren Online-Shop verfügbar oder liegen zum Beispiel in Regalen bei dm, Tengelmann oder Edeka. Veganer müssen also nicht verhungern in München.
AZ-Umfrage: Werden Sie den "Veganz“-Supermarkt vermissen?
Autor Berthold Hennsler: "Ja, denn ich schätze das Flair der Leute, die hierher kommen. Die Leute hier verkaufen nicht nur, sondern ich weiß, dass sie Teil eines spannenden Lebensstils sind. Wenn man auf Süßes steht, dann kann ich die von Govinda entwickelten Mango-Fruchtkugeln empfehlen – die schmecken mir besser als die beste Praline.“
Berthold Hennsler. Fotos/Umfrage: Daniel von Loeper
Schülerin Elaine (16): "Ich werde den Laden vermissen, weil es der einzige rein vegane Supermarkt ist, den ich kenne. Mich wundert es, dass ,Veganz’ wegen zu wenig Laufkundschaft schließen muss. Es ist super, dass man hier alles bekommt, was man als Veganerin braucht. Ich habe gerade sehr viel gekauft, weil es 20 Prozent auf alles gibt.“
Schülerin Elaine. Fotos/Umfrage: Daniel von Loeper
Marketingmanagerin Julia Preßler (34): "Ich finde es schade, dass dieser „Veganz“ schließt. Ich werde noch online dort einkaufen oder auch bei anderen Märkten, die vegane Produkte bieten. Ich bin Veganerin aus ethischen und gesundheitlichen Gründen – den ,Veganz’ an der Baldestraße werde ich schon bald sehr vermissen.“
Julia Preßler. Fotos/Umfrage: Daniel von Loeper