Der Klotz am Berg

Warum die Idee eines Kulturzentrums nicht funktioniert, und was uns am Gasteig ärgert.
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Kulturtempel: Erst 25 Jahre alt und schon ein Fall für die Sanierung. Wie stark die ausfallen soll, ist umsritten.
Martha Schlüter / AP Kulturtempel: Erst 25 Jahre alt und schon ein Fall für die Sanierung. Wie stark die ausfallen soll, ist umsritten.

MÜNCHEN - Warum die Idee eines Kulturzentrums nicht funktioniert, und was uns am Gasteig ärgert.

Es ist zwar eine Mär, dass Leonard Bernstein dazu geraten hat, die Philharmonie gleich nach der Eröffnung wieder abzufackeln. Er wollte nur eine dort erfolglose Eigenkomposition verbrennen. Trotzdem hat sich noch kein Dirigent lobend über den Saal geäußert. Die Musiker hören sich untereinander nicht und das Publikum auf jedem Platz anders. Der Saal insgesamt ist viel zu weitläufig, der Klang verliert sich, das Publikum ist viel zu weit von der Bühne entfernt.

Da hilft nur: Entkernen und dichter, mit Rängen wieder aufbauen. Ein atmosphärisches Problem ist auch: Es gibt kein wirkliches Foyer, wo man gerne verweilen würde und die verschiedenen Funktionen (Bibliothek, Volkshochschule, Konzert- und Veranstaltungssäle) zusammenlaufen. Und wer von der S-Bahn kommt, betritt den Bau ernüchternd unspektakulär durch die Hintertür. Das Celibidache-Forum selbst schaut auf das Motorama.

Viele Künstler und Veranstalter bemängeln, dass die technische Ausstattung vieler Säle heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt: variable Bestuhlungen, veränderbare Bühnen sind für modernen Tanz, Theater und Konzerte. Denn zur Idee eines Kulturzentrums gehört die Vereinigung der Vielfalt unter einem Dach. Dazu gehört auch, dass die Bibliothek länger öffnet als bis 19 Uhr. Und Kunstausstellungen sind im Gasteig gar nicht möglich. Die Bilder hängen hier allenfalls nur dekorativ die unattraktiven Gänge entlang.

Überhaupt lädt das Kulturzentrum nicht zum Ausgehen ein. Es kommen nur Besucher, die am Ende der Vorstellung auch gleich wieder verschwinden. Belebend wirkte allerdings das neue Erlebnis-gastronomische „Gast“, eine Art Edelkantine, auch wenn der Essensgeruch etwas zu stark im Raum und nachher in den Kleidern hängt. Aber im Sommer lockt eine schöne Terrasse. Das „Gast“ ist vor und nach Konzerten meist überfüllt, was zeigt: Der Gasteig muss sich mit weiteren Gastro-Angeboten ins Nachtleben stürzen, wie es Salzburg schon im Museum für Moderne Kunst mit dem Restaurant M32 am Mönchsberg vormacht.

Adrian Prechtel/Robert Braunmüller

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