Der junge Seher

Songwriter-Schule: Jakob Dylan stellt sein aktuelles Solo-Album im Atomic Café vor.
Der Pawlowsche Reflex der Musikjournalisten beim Namen Dylan ist bekannt. Das muss vor allem Jakob erfahren, der Sohn von eben jenem. Ehemals Sänger der Wallflowers hat er jetzt ein Solo-Album veröffentlicht. "Seeing Things" heißt es und produziert wurde es von Rick Rubin. Der hat ihm Mut gemacht, sich seinen Songs zu stellen. Und so ist ein Songwriter-Album entstanden, das – stark akustisch – Texte und Melodien wirken lässt.
Und schon reden die Rezensenten wieder vom Vater. Ist natürlich Quatsch, weil sich so jeder Songwriter mit akustischer Gitarre ständig mit Bob vergleichen lassen müsste. Jakob erlaubt sich mit diesem Album Individualität ohne Abgrenzungsbemühungen: „Ich arbeite nur, um mich selber zu reflektieren. Wenn ein Typ mit Gitarre kommt, und die Welt verändern will, denke ich: Wer zum Teufel bist du? Wer verändert schon die Welt? Das ist arrogant. Die Verantwortung sollte auf dem Schreiben unterhaltsamer Songs liegen“, erzählte er unlängst im AZ-Interview.
Da saß er, versunken im Sessel in einer Suite im Bayerischen Hof, und ließ sich sogar auf das schwer verbotene Thema Papa Dylan ein. „Wenn dein Vater Schreiner ist, landest du in der Schreinerei. Wenn dein Vater Bildhauer ist, ist es das, was du siehst. Keiner wundert sich darüber. Aber bei mir sind sie erstaunt.“ Nein, Jakob verleugnet den Einfluss des Papas ja gar nicht. Vor kurzem war er schon einmal in München, spielte im Vorprogramm von Eric Clapton. Und zeigte, dass nach den alten Herren die Söhne das musikalische Erbe natürlich weitertragen – aber auf ihre Art.
Christian Jooß
Atomic Café, Neuthurmstraße 5, 21 Uhr, Eintritt: 25,65 Euro, weitere Infos unter www.propeller-music.com