Der Hüne mit der Schmeichelstimme

Gregory Porter und das Metropol Orkest begeistern mit Jazz der Extraklasse
von  Ssirus W. Pakzad
Gregory Porter
Gregory Porter © dpa

Ganz so heiß wie im heimischen Bakersfield war es nicht in München und trotzdem konnte einem Gregory Porter fast leid tun, als er die Bühne der Musik Arena bei Tollwood betrat. Auf dem Kopf diese spezielle Rundum-Mütze, die sein Markenzeichen ist und sowohl die Ohren als auch die vernarbte Halspartie verdeckt, das Hemd hochgeschlossen, darüber ein Jackett. Und dann sang er sich in der Sauna des ausverkauften Zelts auch noch ganz schnell ein paar Grad wärmer.

Diese Stimme, die der aus Kalifornien stammende und in Brooklyn lebende Hüne sein Eigen nennt, die wird bleiben, die wird in die Jazzgeschichte eingehen – weil sie soviel Herzblut und Charakter ausstrahlt, so viele Emotionen in sich trägt, Brummbär-rau und doch hoch elegant ist; weil sie die wichtigen Gattungen der afro-amerikanischen Musik ganz selbstverständlich zusammenbringt, bis man sie nicht mehr auseinander halten will: Jazz, Blues, Soul, Gospel.

Dazu kommt, dass Gregory Porter in seinen Texten verloren geglaubte Tugenden wieder aufleben lässt – in zeitlosen Songs, die sich jetzt schon wie Klassiker anfühlen, obwohl die Welt sie erst seit wenigen Jahren kennt, intoniert er seine Anliegen mit unglaublich viel, fast altmodischer Poesie.

Seine familiäre, geerdete Band hatte Porter dieses Mal zuhause gelassen. Wie würde sich seine Stimme wohl mit einem großen Klangkörper vertragen – das war die spannende Frage, weil sich der Sänger für seine aktuelle Tour mit dem mehrfach Grammy-prämierten, teils staatlich subventionierten holländischen Metropol Orkest unter der Leitung des Briten Jules Buckley zusammen tat. Kurze Antwort: wunderbar.
Zwar kann man über manches Arrangement-Segment, etwa für die Streicher, gespaltener Meinung sein – aber alles in allem bildete der perfekt abgestimmte Sound der Niederländer einen schönen Kontrast zur Urwüchsigkeit von Porters Prachtstimme.

Und dann verfügt das Orchester auch noch über die besten Solisten, die das Land zu bieten hat. Jeden einzelnen davon sagt Porter übrigens nach den Stücken an.
Vorbildlich. Wenn Gitarrist Peter Tiehus, Trompeter Rik Mol, die einzelnen Spieler des Saxofonsatzes, Pianist Jasper Soffers und vor allem Posaunist Bart van Lier loslegen, gerät die XXL-Big Band so richtig in Bewegung. Jeder Chorus wird eifrig beklatscht und am Ende des Konzerts galt die geschlossene Standing Ovation im Zelt sicher nicht nur Gregory Porter.
 

 

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