Der Herr der Märkte geht

Rainer Hechinger (56) ist Chef der Markthalle München. Ab 1. Dezember geht er in die Fleisch-Industrie.
von  Michael Greater
Standlfrau Elke Fett und Markthallenboss Rainer Hechinger beim Lokaltermin auf dem Viktualienmarkt.
Standlfrau Elke Fett und Markthallenboss Rainer Hechinger beim Lokaltermin auf dem Viktualienmarkt. © Mike Schmalz

ALTSTADT - Rainer Hechinger, einer der Strippenzieher der Stadt, der selbst bei OB Christian Ude kein Blatt vor den Mund nimmt, hat das Handtuch geworfen. Der Markthallen-Chef, verschmitzter Blick, silberne Haare, Schnauzer, tritt am 1. Dezember von seinem Amt zurück. Letzte Woche versammelte er seinen engen Mitarbeiterstab und verkündete vertraulich den Abschied.

Nach dem plötzlichen Ausscheiden von Münchens Kommunalreferentin Gabriele Friderich vor ein paar Wochen quittiert nun ein zweiter Manager, der „2. Werksleiter“, wie es im Amtsdeutsch heißt, den Behördendienst. Die Saga um den charmanten Hardliner umwob ihn als einen gefürchteten Mann.

Bis auf die forsche Sprecherin Elke Fett, Besitzerin des „Duftschmankerl“-Standls, hatten die Marktweiber vom Viktualienmarkt gehörigen Respekt vor ihrem obersten Chef, der sich kaum vor Ort sehen ließ. Getreu dem Motto: Willst du gelten, mach dich selten.

Wer aber Rainer Hechinger näher kannte und mit ihm auf Augenhöhe kommunizieren konnte, hatte keinen grauen Amtsschimmel vor sich, sondern einen fuchshaften Direktor, der es sich durchaus vorstellen hätte können, aus seinem Markt-Imperium eine selbstständige GmbH à la Stadtwerke zu machen.

Für „SWM“-Kollege Kurt Mühlhäuser entpuppte sich die städtische Strom-Gas-Wasser-Firma mit Ude im Aufsichtsrat als goldener Schnitt. Aus einer verkrusteten Behörde machte er ein hochprofitables Wirtschaftsunternehmen.

Bei der Anfrage der AZ wegen seines überraschenden Rücktritts verhielt sich Hechinger überrascht und zunächst zugeknöpft, er wollte wohl erst den Kenntnisstand des Reporters eruieren. Auf die Frage: „Wie geht’s?“, sagte Hechinger: „Ich kann nicht klagen“. – „Was gibt es Neues? Sie haben doch gerade ihren engen Mitarbeitern eine sensationelle Mitteilung gemacht.“

Hechinger mauert kurz: „Ich habe nichts verkündet.“ Dann bestätigt er aber doch, dass er am 1.12. weg ist. „Das hat sich so ergeben. Ich habe ein verlockendes Angebot in der Fleisch-Industrie erhalten und sagte mir, da muss ich zugreifen“, so Hechinger. „Mit 56 Jahren eine große Chance zu kriegen – eine Position, die mir gefällt und wo die Konditionen stimmen. Die Stadt kam mir entgegen“, so der Stadt-Direktor, der bisher über die Märkte regierte.

 

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