Der große Wurf: Wird der Englische Garten bald untertunnelt?
MÜNCHEN - Noch ist es erst ein Plan: Der Isarring, der den Park brutal zerschneidet, soll unter die Erde kommen. Kostenpunkt: 50 Millionen Euro – weshalb jetzt bei den Münchnern Spenden gesammelt werden sollen.
„Die Zeit ist reif für eine große Lösung“, sagen die Münchner Architekten und Stadtplaner Hermann Grub und Petra Lejeune. Sie wollen die aktuelle Diskussion um zusätzliche Fahrspuren am Isarring dazu nutzen, endlich die brutale Zerschneidung des Englischen Gartens rückgängig zu machen: „Der Isarring taucht unter die Erde, auf der Oberfläche kann der Park auf rund 300 Metern wieder zusammenwachsen.“ Gestern stellten sie ihr Projekt vor – natürlich im Englischen Garten.
Jahrelang waren Lejeune und Grub mit dieser Idee schwanger gegangen. Die AZ-Berichte über Dauerstaus im Richard-Strauss-Tunnel wegen der Ampel an der Ifflandstraße gaben den letzten Anstoß, das Projekt gerade jetzt anzupacken. Es entstand ein Konzept, das die Bausünden aus den 60er Jahren fast völlig ausradiert. „Ein Englischer Garten“ ist das Schlagwort.
„Der Englische Garten ist zugeschnürt wie ein Kartoffelsack“, so Hermann Grub. Ein Zustand, der wenig mit den ursprünglichen Plänen des Landschaftsplaners Sckell zu tun hat. Abhilfe könnte ein Tunnel zwischen Dietlinden- und Ifflandstraße bringen. Der Verkehr würde unterirdisch auf sechs Spuren laufen, die Staufalle an der Ampel Ifflandstraße fiele weg, der Verkehr vom Tucherpark würde über eine eigene Spur eingefädelt.
Die Kosten werden auf 50 Millionen Euro geschätzt
Rund 50 Millionen Euro soll der Park-Tunnel kosten. „Dem gegenüber stehen erhebliche Kosten, die auch für den dreispurigen Ausbau des Isarrings anfallen würden“, erklären die Planer.
Dieser Ausbau wäre für Grub und Lejeune ein zweiter schlimmer Sündenfall im Zusammenhang mit dem Englischen Garten. Denn er würde die Zerschneidung des größten Münchner Parks für alle Zeiten zementieren.
Einen wichtigen Mitstreiter haben die Initiatoren von „Ein Englischer Garten“ schon gewonnen: Park-Chef Thomas Köster hofft stark auf die Realisierung des Wiederherstellungs-Konzepts. Er rechnet wie Grub und Lejeune mit einer starken Resonanz in der Bevölkerung, auf eine Spendeninitiative ähnlich der für die Pinakothek der Moderne.
„Wir wollen mit unserer Aktion die Diskussion ankurbeln“, so die Stadtplaner. „Einen Vorschlag machen, der in die richtige Richtung geht.“ Dazu gehören auch Gespräche mit Politikern von OB Ude bis Verkehrsminister Ramsauer.
In einem professionell angelegten Internet-Auftritt (www.einenglischergarten.de) können sich die Münchner über das Tunnelprojekt informieren – und ihre Meinung dazu kund tun.
Rudolf Huber