Der große Strippenzieher
MÜNCHEN - Thomas Seehaus war der millionste Bürger Münchens – auf der Wiesn legt er Leitungen und sorgt dafür, dass die Telefone nicht stillstehen. Wer glaubt, dass auf dem Oktoberfest alles per Handy geregelt wird, der irrt.
Seit der Jahrhundertwende ist der millionste Bürger Münchens dafür zuständig, dass auf dem traditionsreichsten Fest der Stadt die Telefone nicht stillstehen: Thomas Seehaus ist Leiter des „Wiesnteams“ der Telekom. „Ich kann ja nichts dafür“, sagt der Münchner, dessen Geburt zum Ereignis wurde, „aber mit der Arbeit auf der Wiesn kann ich mich ein bisschen dafür revanchieren, dass ich ein winziges Stück von Münchens Geschichte geworden bin – das ist eine tolle Sache.“
Wer glaubt, dass auf dem Oktoberfest alles per Handy geregelt wird, der irrt: Über 200 Zeitanschlüsse legen Thomas Seehaus und sein Team für die Bierzelte, Fahrgeschäfte und ein paar Buden. Zehntausende Meter Kabel müssen jedes Jahr neu verlegt werden. Ein Zeitanschluss kostet zwischen 25 und 135 Euro – je nachdem, ob eine simple Leitung reicht oder ob DSL und W-LAN mit im Spiel sind. „Manche Zelte haben ja Live-Webcams installiert“, sagt Seehaus.
Die Vorbereitungen beginnen schon im Januar
Anfang Januar beginnen die Vorbereitungen: Da wird das Wiesnteam zusammengetrommelt – im Wesentlichen immer die gleichen Leute. „Die fiebern dem Aufbau schon entgegen und sind alle top-motiviert“, sagt Seehaus. Mitte Juli rollt der Telekom-Baucontainer auf die Theresienwiese, die Arbeit vor Ort beginnt. Der Millionenbürger koordiniert auf der Theresienwiese zu Spitzenzeiten 15 Mitarbeiter. „Ein paar Tage vor dem Anstich wird es ziemlich hektisch“, sagt er, „viele Budenbesitzer kommen erst mit ihren Wünschen, wenn sie schon auf dem Oktoberfest sind.“ Ein ganz eigener Kundenstamm seien sie, die Schausteller und Wirte von der Wiesn – „aber ein ganz netter“. Und wenn alles gut läuft, „dann ist man schon stolz“.
Fast jeden Tag schaut er im Telekom-Container vorbei, auch während der Wiesn müssen Leitungen und Anschlüsse repariert werden. Manchmal geht’s nach Feierabend mit dem Team noch ins Zelt. Privat aber wird es dem einstigen Wiesn-Fan langsam zu voll auf dem Volksfest: „Der Andrang ist einfach zu groß.“ Lieber schaut er dieses Jahr mal Mittags vorbei, da ist es noch gemütlicher.
Dem Wiesn-Flair kann er sich nicht entziehen
Dann der Abbau, zwei Wochen nach der Wiesn rollt der Container zurück zur Telekom. Und das Team lädt bei einem gemeinsamen Abschluss-Essen die Batterien wieder auf: Im Stüberl vom Oktoberfestmuseum im Tal.
„So lange ich im Arbeitsleben stehe und es Festnetzanschlüsse auf dem Oktoberfest gibt, denke ich, werde ich mit dabei bleiben“, sagt der millionste Münchner. Denn dem Flair der Wiesn kann er sich nur schwer entziehen.
Laura Kaufmann
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