Der gefallene Held: Zivilcourage wurde ihm zum Verhängnis

Peter Meding (50) beschützte Kinder in der S-Bahn vor brutalen Schlägern und wurde von ihnen verprügelt. Für seinen Mut bekommt er aber keine Verdienstmedaille – weil er vorbestraft ist.
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Peter Meding in einem Zimmer seiner Wohnung in Traubing; 2008 rettete er Kinder vor üblen Schlägern. Heute ist er pleite – und bald obdachlos.
Martha Schlüter Peter Meding in einem Zimmer seiner Wohnung in Traubing; 2008 rettete er Kinder vor üblen Schlägern. Heute ist er pleite – und bald obdachlos.

MÜNCHEN - Peter Meding (50) beschützte Kinder in der S-Bahn vor brutalen Schlägern und wurde von ihnen verprügelt. Für seinen Mut bekommt er aber keine Verdienstmedaille – weil er vorbestraft ist.

Eine Matratze auf dem Teppichboden, fünf Plastiktüten und ein Koffer mit Kleidung, Papierkram und Bücher in drei Kartons verstaut – bis zum 30. September muss der ehemalige Bühnentechniker Peter Meding (50) seine Zwei-Zimmer-Wohnung in Traubing bei Starnberg räumen: „Ich habe 21.000 Euro Schulden, stehe mit der Miete im Rückstand. Ich bin dann Obdachlos.“

In diese missliche Lage brachte ihn seine Zivilcourage. Sein Fall erinnert an den Helden vom Sollner S-Bahnhof. Wie Dominik Brunner († 50) hat Peter Meding Kinder vor brutalen Schlägern geschützt. Als Held des Alltags wurde er gefeiert – und dann von Freistaat und Behörden fallen gelassen.

Am 11. Februar 2008 steht Peter Meding gegen 14.32 Uhr auf dem S-Bahnhof Tutzing. Er will nach München und sieht, wie Daniel H. (19) und dessen Spezl Jürgen F. (22) jüngere Schüler bespucken, beleidigen und einen verprügeln. Als Meding schlichten will, wird er von den Schlägern bewusstlos geprügelt. Beide Täter kommen später mit Bewährungsstrafen davon.

"Heute will man mich nicht mehr"

Peter Meding leidet dagegen heute noch: „Ich hatte ein gebrochenes Schulterdach, eine gerissene Bizepssehne und Platzwunden am Schädeldach. Meine Bewegung im rechten Arm ist zu 34 Prozent eingeschränkt.“ Erst lag er im Krankenhaus, dann war er monatelang in der Reha. „Meinen Job als selbständiger Bühnentechniker konnte ich nicht mehr ausführen. Heute will man mich nicht mehr, weil ich durch die Verletzung nicht mehr voll einsatzfähig bin“, sagt Meding, der 28 Jahre einen guten Job gemacht hat. Leben muss Meding von 234 Euro, die ihm die Berufsgenossenschaft überweist. Dazu kommen noch 600 Euro von der Arbeitsagentur (Arge). „Davon gingen 460 Euro für die Miete ab. Die Arge hat nie pünktlich überwiesen, weil ich ständig irgendwelche Papiere nachweisen sollte. Eine Versicherung hatte ich als Selbständiger leider nie abgeschlossen, weil ich auch nicht das Geld dafür hatte. Manchmal gab es Zeiten, da hatte ich sechs Monate keinen Job. Ich musste vom Ersparten leben.“

Die versprochene „Medaille für besondere Verdienste um die Innere Sicherheit“ hat Meding am vergangenen Montag auch nicht erhalten – weil er vorbestraft ist. „Wegen einer alten Koks-Geschichte“, sagt Peter Meding. Innenminister Joachim Herrmann lud ihn kurz vor der Verleihung wieder aus. Peter Meding: „Trotz allem würde ich wieder dazwischen gehen, wenn Menschen in Gefahr sind.“

T. Huber

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