Der Gänse-Heinrich ist tot
München - Für die einen war er – trotz seines breiten Thüringer Dialekts – ein „Münchner Original“, für die anderen ein brutaler Tierquäler: Heinrich Schön, genannt der Gänse-Heinrich. Am Wochenende ist der 67-Jährige in der Rinecker-Klinik gestorben. „Es ging alles ganz schnell, seine Organe haben versagt“, sagt seine langjährige Freundin Manuela J.
Mit Hut und Strubbelbart saß Heinrich Schön oft vor der Oper und bettelte. Immer dabei: ein etwa sechs Jahre alter Gänserich namens „Troja“, den Schön über Nacht in einem Stall nahe des Asamschlössls unterbrachte. Der Gänse-Heinrich selbst war seit dem Sommer 2012 obdachlos. Er hatte ein Zimmer in einem Männerwohnheim.
Touristen, die Schöns „goldene Gans“ fotografierten, wurden zur Kasse gebeten, wer nicht zahlte, vom häufig betrunkenen Besitzer wüst beschimpft.
Den Weg von Thalkirchen zum Max-Joseph-Platz legte Schön in der Regel mit dem Fahrrad zurück. Die Gans setzte er dazu entweder in einen Korb auf dem Gepäckträger – oder er zog den Vogel an einer Leine rücksichtslos hinter sich her.
Anfang 2013 beobachteten Passanten, wie der stark alkoholisierte Mann dabei eine Gans strangulierte und zeigten ihn wegen eines Vergehens nach dem Tierschutzgesetz bei der Polizei an.
Bei den Behörden war Schön zu diesem Zeitpunkt längst bekannt. Schon 2002 hatte das Kreisverwaltungsreferat ihm strenge Auflagen zur Tierhaltung gemacht. Trotzdem tauchte er immer wieder in watschelnder Begleitung in der City auf, bepöbelte Fußgänger und Radfahrer.
„Nehmt dem Gänse-Heinrich die Gans weg“, fordert der Tierschutzverein deshalb seit Jahren. Doch als städtische Veterinäre Ende 2013 sein Grundstück an der Floßlände inspizierten, gab es nichts zu beanstanden. „Die Gans war gut genährt und nicht verhaltensauffällig“, sagte eine KVR-Sprecherin damals.
Wann und wo Heinrich Schön bestattet wird, steht laut seiner Bekannten noch nicht fest. Unklar ist auch, was in Zukunft aus Gänserich „Troja“ wird.
„Eine gute Freundin und ich, wir kümmern uns um das Tier. Es ist bestens versorgt“, sagt Manuela J., die ihren Lebensmittelpunkt allerdings in Bayreuth hat. „Ob wir die Gans ins Tierheim geben oder weiter selbst für sie sorgen, entscheiden wir, wenn Herr Schön beerdigt ist.“
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