Der Frühling lässt auf sich warten - dafür erlaubt die Stadt Heizpilze

Man sitzt auf einer Holzbank im Biergarten, streicht sich Obatzda auf eine frische Breze, trinkt dazu einen Schluck aus der Radler–Mass und lässt sich die Sonne auf die Nase scheinen. Ja, das ist pures Biergarten-Vergnügen, aber im Moment zu schön, um wahr zu sein.
von  Abendzeitung
Am Freitag wird's wieder winterlich, auf solche Bilder muss man also noch warten
Am Freitag wird's wieder winterlich, auf solche Bilder muss man also noch warten © dpa

MÜNCHEN - Man sitzt auf einer Holzbank im Biergarten, streicht sich Obatzda auf eine frische Breze, trinkt dazu einen Schluck aus der Radler–Mass und lässt sich die Sonne auf die Nase scheinen. Ja, das ist pures Biergarten-Vergnügen, aber im Moment zu schön, um wahr zu sein.

Denn pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang am Freitag, 20. März um 12.44 Uhr macht das Wetter Outdoor-Liebhabern einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Dann kehrt der Winter nach München zurück.

Minus vier Grad in der Früh und höchstens zwei Grad tagsüber, das sind die Aussichten Und als ob das nicht genug wäre, gibt’s auch noch Schneeschauer.

Für’ s Wochenende sind die Vorhersagen nicht besser. Am Sonntag werden es in der Früh sogar minus 5 Grad. Und ein Ende ist nicht so schnell in Sicht: Nach einem kurzen sonnig-milderen Intermezzo am Montag und Dienstag wird es wiederum wechselhaft.

Die Biergärten werden am Wochenende leer bleiben

Im Biergarten vom Augustiner-Keller haben die Angestellten schon angefangen, die Stühle aufzustellen. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Wirt Ludwig Högenauer. Aber das Wetter. . . Bei diesen Temperaturen wird sich am Wochenende wohl niemand in den Biergarten verirren. „Wir sind schon ein bisschen traurig“, sagt Högenauer.

Wettermäßig hat der Wirt schon einiges erlebt. Es gab auch Zeiten, in denen Besucher schon im Januar draußen sitzen konnten. Und jetzt warten nicht nur seine Stammgäste darauf, dass es endlich wärmer wird. Der Chef hat nur einen Wunsch: „Der Frühling muss kommen!“

Einige Angestellte, die für den Biergarten-Betrieb eingestellt wurden, trifft das kalte Wetter besonders. Sie müssen jetzt frei nehmen. Högenauer ist froh, dass wenigstens die Starkbierfeste gut besucht sind.

Die Stadt erlaubt Heizpilze, allerdings nur von April bis 15. Oktober

Einen kleinen Trost gibt es doch: Drei bis vier Minuten wird der Tag im Moment länger. Und erwiesenermaßen macht Licht glücklich. Auch wenn es dazu noch keine warmen Sonnenstrahlen gibt. Und solange es noch nicht so richtig warm ist, möchten die Münchner aber dennoch gemütlich draußen sitzen. Viele Wirte haben sich deshalb die legendären „Heizpilze“ gekauft, um ihren Outdoor-Gästen einzuheizen.

Aber diese Pilze stoßen vielen auf: Den Münchner Grünen und der ÖDP aus ökologischen Gründen, und den Beamten im Baureferat, im Planungsreferat und im Kreisverwaltungsreferat aus „stadtgestalterischen“ Gründen. Sie finden: Diese Pilze passen nicht ins Stadtbild.

Gestern ging es deswegen im Stadtrat zur Sache – und Rot-Grün ging getrennte Wege. Die SPD stimmte mit der CSU und der Bayernpartei dafür, den Wirten auf öffentlichem Grund die Heizpilze zu erlauben. Aber nicht das ganze Jahr hindurch: Nur vom 1. April bis zum 15. Oktober. Danach sollen auch der Herbst und der Winter nicht künstlich erwärmt werden. Die Grünen waren dagegen.

Die Wirte wird die neue Gemütlichkeit freuen, denn die waren gegen die Pläne in der Stadt Sturm gelaufen. Mit der Regelung ist auch eine Ungleichbehandlung beseitigt: Denn auf privatem Grund (wie in Wirtsgärten) kann die Stadt Heizpilze nicht verbieten.

dur, wbo

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.