Der Deal mit den Kippen

Weil Zigaretten in den Zelten nicht mehr verkauft werden dürfen - und vielen Rauchern am Abend der Nachschub ausgeht - werden die Glimmstengel heuer regelrecht gehandelt: Bis zu 10 Euro pro Schachtel werden da gern schon mal geboten.
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Letztmalig darf heuer auf der Wiesn in den Zelten geraucht werden - bloß mangelt's oft am Nachschub.
Martha Schlüter Letztmalig darf heuer auf der Wiesn in den Zelten geraucht werden - bloß mangelt's oft am Nachschub.

MÜNCHEN - Weil Zigaretten in den Zelten nicht mehr verkauft werden dürfen - und vielen Rauchern am Abend der Nachschub ausgeht - werden die Glimmstengel heuer regelrecht gehandelt: Bis zu 10 Euro pro Schachtel werden da gern schon mal geboten.

„Wo kriegen wir eigentlich neue Kippen her?“, fragt Emily Freund Christoph zwischen zwei tiefen Zügen. „Wenn wir rausgehen, kommen wir doch nimmer ins Schottenhamel rein.“ Christoph zuckt nur mit den Achseln. „Erstmal langt’s noch. Wird sich schon was finden.“ Nebenan kramt Marika in ihrer Handtasche. „Ich hab’ extra ein Packerl mehr eingesteckt“, sagt sie. „Die krieg ich sicher für ein paar Euro heute Abend los.“ Ein paar? Bis zu 10 Euro werden gezahlt ...

Zigaretten – die heiße Ware in diesem Jahr auf der Wiesn: Durch die Verbannung der mobilen Tabakhändler aus den Zelten gehen den meisten Besuchern spätestens in den frühen Abendstunden die Zigaretten aus – Nachschub gibt es nur vor den Türen. Danach wieder ins Zelt zu kommen, ist schier unmöglich.

„Ich würd’ schon mehr als am Automaten zahlen, wenn ich sonst verzichten müsste“, sagt Emily. Mehr als zehn Euro? „Das geht schon ein bisserl weit.“

Im Hackerzelt wächst die Sorge vorm nahenden Nikotin-Entzug. „Komm schon, kriegst im Tausch ein Stück Brezn“, sagt ein Mann mit weiß-blau kariertem Hemd und starrt gebannt auf die Schachtel Marlboro in Louisas Händen. „Ne, wenn schon eine ganze“, antwortet sie. Das ist dem dann doch zu viel. Der Mann geht. Harte Zeiten für Schnorrer.

„Mei, die geh’n schon noch weg“, ist sich Louisa sicher. Und weiß ebenso, dass da doch „ein Wahnsinns-Geschäft“ mit machen kann“. Fixe Preise hat die Münchnerin freilich nicht. „Bei feschen Buben kosten die Kippen sicher weniger“, sagt sie und lacht. Auch die Flirt-Chancen sind halt durch den neuen Handelszweig gestiegen.

Gabi Schmeißer hat ihre Erfahrungen im Hippodrom gemacht. „Mit Schnorrern. Die waren nach fünf Minuten da, weil sie nur eine in der Schachtel hatten“, sagt sie. Für sie könnte die 175. Wiesn die letzte sein. „Bevor ich wegen des Rauchverbots vor die Tür gehe, gehe ich lieber gar nicht her“, sagt sie und zündet sich eine Gauloises an.

Schon jetzt aber sorgt das bayerische Rauchverbot für bessere Zelt-Luft. „Die Luft ist weniger verraucht, weil die Leit’ nimmer raus können“, sagt Bedienung Bine. „Am Samstag haben sie sich erst langsam die Kippen angezündet“, meint ihre Kollegin. „Die waren unsicher, ob sie noch rauchen durften oder nicht.“

Touristen aus Neuseeland im Hofbräu-Zelt helfen sich anders. Kelly steht mit weißen Flecken auf dem Shirt da. „Wir sind auf Schnupftabak umgestiegen“, sagt Chris. „Das Zeug ist viel besser als Kippen.“

Anne Kathrin Koophamel

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