Der Boom der vier Wände
MÜNCHEN - Trotz hoher Preise: Wohnimmobilien bleiben gefragt. Vor allem Eigentumswohnungen stehen hoch im Kurs der Käufer. 2009 wurden damit in der Stadt knapp 3 Milliarden Euro umgesetzt
Hat hier irgend jemand Krise gesagt? Beim Blick in den Münchner Immobilien-Marktbericht für das Jahr 2009 drängt sich diese Frage durchaus auf. Im gewerblichen Bereich gibt es zwar die eine oder andere leichte Schwäche-Tendenz. Aber das fulminante Geschäft mit den Wohnimmobilien reißt das locker wieder raus.
In Zahlen: Mit Grund, Boden und Häusern wurden vergangenes Jahr in München 6,5 Milliarden Euro umgesetzt. Das ist eine Milliarde oder 18 Prozent mehr als 2008. „Der Markt in München zeigt sich absolut stabil“, so Kommunalreferentin Gabriele Friderich.
Eine Hauptsäule des Marktgeschehens war auch letztes Jahr wieder der Bereich Eigentumswohnungen. Er macht 46 Prozent des Umsatzes oder 2,94 Milliarden Euro aus. Weitere 28 Prozent (1,83 Milliarden) wurden durch den Verkauf von Ein- und Mehrfamilienhäusern erwirtschaftet. Insgesamt wurde 2009 eine Fläche von rund 253 Hektar umgeschlagen – das ist sechs Mal die Theresienwiese.
Basis des Zahlenwerks, das der Gutachterausschuss für Grundstückswerte alljährlich anfertigt (Kostenpunkt 45 Euro, Tel. 089-233-39606, www.gutachterausschuss-muenchen.de), sind die 15420 beurkundeten Kaufverträge des Vorjahres (2008 waren’s 12835).
„Das ist ein Allzeithoch, das hatten wir noch nie“, erklärt Helmut Thiele, der Vorsitzende des Gutachterausschusses. „Das Bild des Münchner Immobilienmarktes hat sich stabilisiert“, urteilt Friderich.
Gelinde Sorgen bereitet den Fachleuten der Bereich Gewerbeimmobilien. Dort konnten sich wegen der Auswirkungen der Finanzkrise „nur wenig positive Trends entwickeln“, so die Referentin. Das spiegelt sich zum Beispiel in diesen Zahlen: Der Geldumsatz fiel 2009 gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent, der Flächenumsatz um 26 Prozent. Wenig Grund zum Optimismus liefern auch die in den letzten Jahren kräftig gestiegenen Leerstandsraten bei den Bürogebäuden. Vor allem, weil jetzt in Kürze wieder neue Objekte angeboten werden. Weiterer Leerstand ist programmiert.
Und wie geht es auf dem Münchner Immobilienmarkt weiter? „Eine Prognose ist richtig schwierig“, so Gabriele Friderich. Doch die Rahmenbedingungen sind durchaus positiv. Was sich zum Beispiel darauf zurückführen lässt, dass die Begeisterung gerade auch institutioneller Anleger für riskante Aktiengeschäfte weiter sinkt und lieber in „Betongold“ investiert wird.
Einen interessanten Trend hat Helmut Thiele beobachtet: Sogenannte „Family Offices“, also kapitalstarke, familieneigene Gesellschaften oder ähnliche Zusammenschlüsse investieren verstärkt in München – und da etwa in höherwertige Wohnanlagen, in solide Mietshäuser. Positiv für die Mieter: Diese „Family Offices“ setzen auf langfristige Investitionen und nicht auf den schnellen Euro, etwa durch die Umwandlung in Eigentumswohnungen.
Gutachterausschuss-Chef Thiele hat inzwischen auch schon die ersten Daten aus dem ersten Quartal 2010 auswerten lassen. Sein Fazit: „Die Umsätze bei Eigentumswohnungen steigen. Es geht ungebremst weiter.“ Nach wie vor ist es also trotz des hohen Preisniveaus eine annähernd hundertprozentig sichere Sache, in Münchner Wohnimmobilien zu investieren.
Selbst Häuser aus den 60er und 70er Jahren steigen immer noch tendenziell im Wert.
Kommunalreferentin Gabriele Friderichs positives Fazit: „Der Wohnungsmarkt ist ausgesprochen robust und attraktiv.“
Rudolf Huber
- Themen: