Der bessere Nockherberg

MÜNCHEN - Vor einem Jahr beim Derblecken auf dem Nockherberg war der niederbayerische Kabarettist Django Asül Bayerns Politikern noch zu scharf. Jetzt holte CSU-Chef Erwin Huber den Spitzzüngigen zurück, zum Maibock-Anstich ins Hofbräuhaus. - Watschn auf Bestellung.
Es war Kurt Faltlhauser, der die Stimmung der CSU am besten ausdrückte: „Wir brauchen keinen Nockherberg mehr“, jubelte Bayerns Ex-Finanzminister, „unser neues Derblecken heißt jetzt Maibock-Anstich – das ist mindestens dreimal so gut.“
Mit Standing-Ovation bejubelte die Minister-Riege am Donnerstagabend den Kabarettisten Django Asül, der noch im vergangenen Jahr die Mächtigen auf dem Nockherberg derbleckte, jetzt aber die 600 Ehrengäste im Hofbräuhaus begeisterte. Erstmals hat der staatliche Konzern, dessen oberster Braumeister der CSU-Vorsitzende Erwin Huber ist, einen eigenen Festredner engagiert. Drei Jahre wird Asül, der heuer noch kostenlos für die Partei auftrat, den Politikern im Hofbräuhaus die Leviten lesen. Die CSU kauft sich nach den Schmähungen beim Salvator-Anstich einen eigenen Nockherberg – „Freibier statt Sozialismus“ gab Huber als Parole aus.
Begeistert von den Schmähungen
Herrmann, Huber und Co. waren restlos von Djangos Schmähungen begeistert: „Besser als auf dem Nockherberg“, fand CSU-Chef Erwin Huber. „Nie unter der Gürtellinie“, urteilte Innenminister Joachim Herrmann. Und OB-Kandidat Seppi Schmid stellte fest: „Ab heute haben wir zwei bedeutende Bieranstiche in München.“
Dabei hatte Django Asül keinen der anwesenden Politiker geschont. In seiner 30-minütige Rede, die vorher von der CSU nicht redigiert worden war, nahm er sich die komplette Minister-Riege zur Brust. Da wurde Kultusminister Siegfried Schneider zum „Hauptschullehrer, der sich mit Gymnasialplänen nun mal nicht auskennt“, Seppi Schmid zum, „Plakatkünstler“ und die CSU zu der Partei, „die nur dort stark ist, wo es noch keinen Breitband-Internet-Anschluss gibt.“
"CSU-Tandem sicher nicht gedopt"
Allen voran nahm sich Asül aber das Tandem Beckstein-Huber vor, „das derzeit wirklich nicht unter Dopingverdacht steht“. Sein Auftritt rechtfertigte Asül damit, dass Huber jemanden brauchen würde, der etwas Ahnung von Bankgeschäften hat und „damit quasi das komplette Gegenteil von ihm“ sei. Und beim Rauchergesetz stellte er fest, dass vor der Gesundheit der Bürger, erstmal die Gesundheit der CSU käme.
Besonders hat es BR-Intendant Thomas Gruber gefallen: „Ich weiß nicht wann ich jemals was besseres gehört habe“, sagte er der AZ. Klingt so, als ob den Maibock-Anstich demnächst nicht nur die CSU-Politiker anschauen dürfen.
Daniel Aschoff, Angela Böhm