Der alte Barnabas ist auch der neue

Er ist umstrittenen wie kaum ein Fastenprediger vor ihm, doch allen Absetzungs-Forderungen zum Trotz darf er erneut auf die Kanzel: Michael Lerchenberg macht noch einmal des Barnabas. Und Christian Springer bleibt der Co-Autor.
MÜNCHEN Für den CSU-Politiker Ernst Hinsken verhielt er sich „menschenverachtend“. OB-Gattin Edith von Welser-Ude meckerte über seine „chauvihafte Rede“. Und Ministerpräsident Günther Beckstein verglich ihn später sogar mit einem „Menschfresser": Selten hat ein Fastenprediger bei seinem Debüt so viel Kritik einstecken müssen wie Michael Lerchenberg. Doch das stört die Paulaner Brauerei offenbar nur bedingt. Sie will den umstrittenen Kabarettisten im kommenden Jahr trotz Boykott-Androhungen und Absetzungs-Forderungen einiger Politiker erneut auf die Kanzel lassen.
Auf AZ-Anfrage bestätigte Bernhard Taubenberger, woran viele zuletzt nicht mehr geglaubt hatten: „Lerchenberg wird unser Fastenprediger bleiben“, sagte der Sprecher der Schörghuber Unternehmensgruppe. Die Entscheidung soll heute Abend auf dem Nockherberg offiziell bekannt gegeben werden, ist aber bereits vor Wochen gefallen. Auch Co-Autor Christian Springer wird wieder gemeinsam mit Lerchenberg die Rede schreiben: „Alles bleibt beim Alten“, sagte der Kabarettist zur AZ.
Die weiblichen Besucher unter den Nockherberg-Ehrengästen werden sich darüber vermutlich nicht unbedingt freuen. Mit derben Macho-Sprüchen über „Landfrauenschabracken“ und das „Barbiepupperl" Christine Haderthauer zog Lerchenberg Ende Februar vor allem den Zorn der weiblichen Festsaalgäste auf sich. Sogar die First Lady Marga Beckstein attackierte der gebürtige Dachauer.
Aber auch die Männer bekamen ihr Fett weg: Peter Ramsauer bezeichnete der neue Fastenprediger als „Lichtensteiner Winkeladvokat im Nebenberuf" und SPD-Vize Florian Pronold als „windigen Hosenträger".
Am schlimmsten erwischte es aber Münchens CSU-OB-Kandidat Seppi Schmid. Der war von Lerchenberg zum Aufstehen aufgefordert worden: „Damit man sieht, wer Sie gewesen sind“, frotzelte Barnabas anschließend. Schmid musste daraufhin den Spott der Salvator-Gemeinde über sich ergehen lassen.
Trotzdem sind Weggefährten und Freunde von Lerchenbergs Qualitäten als Fastenprediger überzeugt: „Für mich war’s immer klar, dass er weitermacht“, sagte Singspiel-Autor Holger Paetz, der sich auch um Lerchenbergs Zukunft keine Sorgen macht: „Ich habe keine Bedenken, dass er auch im kommenden Jahr sein Ding durchzieht.“
Lerchenberg und Springer schreiben unterdessen schon an der Fastenpredigt für das kommende Jahr: „Wir haben schon wieder unglaublich viele Ideen, müssen aber vermutlich das Meiste in den Papierkorb werfen, weil immer wieder neue Themen dazukommen“, sagte Springer.
Die Vorfreude auf den Salvator-Anstich sei aber schon jetzt riesig: „Das Nockherberg-Feeling verlässt einen nie.“
Daniel Aschoff