Der Ärger mit E10

Verwirrung an der Tankstelle: Weil ihnen der neue Bio-Treibstoff suspekt ist, tanken  viele zu teuer. So schützen Sie sich vor unnötigen Ausgaben.
von  Vanessa Assmann, Rudolf Huber

MÜNCHEN Beim Tanken braucht man in diesen Tagen starke Nerven: Nicht nur, dass die Benzinpreise auf Rekordniveau sind, das Tanken bringt auch längere Wartezeiten mit sich. Denn seit der neue, vergleichsweise günstige Biosprit E10 zu haben ist, schauen sich viele Autofahrer die Zapfsäulen ganz genau an. Wer nachfragt, stößt auf Verwirrung. „Ich trau mich nicht, damit zu tanken”, sagt eine Frau bei „Bavaria Petrol” in der Amalienburgstraße. „Man will seinem Auto ja nichts Schlechtes tun.”

So wie ihr geht es vielen. Sieben von zehn Kunden tanken zu teuer, rechnet der Mineralölwirtschaftsverband vor.

Dabei ist die Sache eigentlich gar nicht so kompliziert. Schließlich vertragen rund 90 Prozent aller Autos den „Bio”-Sprit, es gilt der Grundsatz: je neuer, desto E10-tauglicher. Um sicher zu gehen, hilft ein Blick auf die Seite www.adac.de – oder ein Anruf in der Werkstatt.

Aber was bringt überhaupt die Verdoppelung des Ethanol-Anteils? Die Antwort ist nicht wirklich positiv. Denn wegen seines geringeren Energieinhalts erhöht der Bio-Kraftstoff den Verbrauch. E10-Gegner sprechen je nach Fahrstil von bis zu zehn Prozent. Das macht den Preisvorteil von derzeit rund fünf Cent pro Liter locker wieder zunichte. Und neutralisiert auch den Umwelt-Vorteil des neuen Saftes, der CO2-neutral aus Weizen, Rüben oder Mais gewonnen wird. Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz spricht gar von einer „Mogelpackung” und „Verbrauchertäuschung”.

Apropos Preisvorteil: Die Mineralölkonzerne kassieren bei allen ab, die E10 nicht tanken können – oder nicht wollen. Denn an vielen Zapfsäulen kostet Superbenzin jetzt schon genau so viel wie Super Plus, teilweise ist der 95-Oktan-Treibstoff einfach komplett verschwunden. Macht mal eben rund fünf Cent mehr pro Liter. ADAC-Präsident Peter Meyer hat wegen der „Tricksereien der Mineralölkonzerne” schon Bundesumweltminister Norbert Röttgen um Unterstützung gebeten.

Wie können sich Autofahrer vor unnötigen Ausgaben schützen? Indem sie wirklich E10 tanken, wenn ihr Auto den Saft verträgt. Indem sie möglichst spritsparend fahren, hohe Drehzahlen und hohes Tempo vermeiden. Und indem sie den Skiausflug nach Österreich mit möglichst leerem Tank antreten.

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