Der 10 Millionen-Winter

Die Maxime zum Jahresbeginn war eindeutig: „Wir müssen strukturell bei den Ausgaben ansetzen und kürzen", hatte Ernst Wolowicz angekündigt und sogar mit einer Haushaltssperre für 2009 gedroht. Doch da hatte Münchens Stadtkämmerer die Rechnung ohne das Wetter gemacht.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Die Maxime zum Jahresbeginn war eindeutig: „Wir müssen strukturell bei den Ausgaben ansetzen und kürzen", hatte Ernst Wolowicz angekündigt und sogar mit einer Haushaltssperre für 2009 gedroht. Doch da hatte Münchens Stadtkämmerer die Rechnung ohne das Wetter gemacht.

Der strenge Winter tut dem Stadtsäckel gar nicht gut. Schon in der vergangenen Woche hat der Winterdienst die Kostengrenze von 10 Millionen Euro überschritten. Und ein Ende der kalten Jahreszeit ist noch lange nicht in Sicht.

Die stattliche Rechnung: 10,29 Millionen Euro musste die Stadt bisher für ihre 1124 Winterdienstler bezahlen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fielen in der gesamten kalten Jahreszeit lediglich Kosten in Höhe von 12,77 Millionen Euro an, 2006/2007 waren es sogar nur 11,08 Euro – beides Werte, die voraussichtlich noch im Februar erreicht werden dürften.

Denn selbst wenn es nicht schneit, kostet der Winterdienst der Stadt richtig viel Geld. „Allein die Vorhalte-Kosten betragen 38.000 Euro pro Tag“, erklärt Baureferats-Sprecher Jürgen Marek. An einem Räumtag sind bis zu 500.000 Euro fällig. Zudem mussten bereits 4800 Tonnen Salz nachgeordert werden.

Über 20 Millionen stehen zur Verfügung

Insgesamt steht für den Winterdienst bei der Stadt ein Betrag von über 20 Millionen Euro zur Verfügung. Ob dieser Wert wie im Winter 05/06 überschritten wird (damals waren 29 Millionen Euro nötig), ist aber noch unklar: „Derzeit sehen wir die Lage noch entspannt“, sagt Marek.

Weniger entspannt dürften dagegen viele Mieter den frostigen Temperaturen gegenüberstehen. „Bis zu 30 Prozent Nebenkostennachzahlung drohen für das vergangene Jahr“, warnte der Deutsche Mieterbund. Durchschnittlich 34 Prozent des Einkommens müssen Mieter nun für Nebenkosten aufbringen, wie der Verband vorrechnete. Bei Geringverdienern seien es teils 40 Prozent oder mehr.

Hanno Lang-Berens, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern, hat für die AZ einmal ausgerechnet, was bei der nächsten Betriebskosten-Abrechnung auf die Münchner zukommen könnte: Wer mit Öl heizt und in einer rund 70 Quadratmeter großen Wohnung wohnt, muss rund 250 Euro nachzahlen. Für eine 120 Quadratmeter große Wohnung sind sogar 430 Euro fällig. Und damit nicht genug: „Sollten der Vermieter zu einem ungünstigen Zeitpunkt Heizöl getankt haben, könnten die Nachzahlungen sogar auf 40 Prozent steigen“, warnt Lang-Berens.

Abrechnung genau prüfen

Schon jetzt häufen sich deshalb beim Mieterverein die Anfragen von Münchnern, die sich über hohe Nachzahlungen wundern: „Wir raten ihnen, die Abrechnung genau zu prüfen, jede zweite ist falsch“, weiß die Vorsitzende Beatrix Zurek. Auf jeden Fall sollten verunsicherte Mieter Einsicht in die Belege verlangen. „Mitunter sind da einige Posten aufgeführt, die gar nicht reingehören“, sagt Zurek.

Daniel Aschoff

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.