Denkmalschutz vs. Deutsches Museum: Riesen-Zank ums Bergwerk

Generalkonservator Mathias Pfeil und Ausstellungsmacher Andreas Gundelwein bezichtigen einander, die Unwahrheit zu sagen – Krisentreffen geplant.
von  Nina Job
Eine Szene aus der alten Bergwerksausstellung.
Eine Szene aus der alten Bergwerksausstellung. © Deutsches Museum

München - Was wird aus der beliebten Bergwerkausstellung im Deutschen Museum? Geschlossen ist sie bereits seit Ende Juni. Die Ausstellungsräume und auch die alten Mauern dahinter müssen saniert werden (AZ berichtete). Wie die Rückkehr der Ausstellung finanziert werden soll, steht noch in den Sternen. Aber nun ist ein heftiger Streit entbrannt: Was darf herausgerissen und auf den Müll geworfen werden – und was auf keinen Fall?

Wie soll das Bergwerk im Deutschen Museum erhalten bleiben?

Andreas Gundelwein, Kurator der Bergwerkausstellung und Mitglied der Museumsleitung, würde die Ausstellung gern erneuern, wenn sie eines Tages wieder aufgebaut wird. Er möchte Fehler beseitigen und die Geschichte fortschreiben: zum Beispiel auch die Endlagerung von Gift- und Atommüll oder den Abbau seltener Erden thematisieren.

Und der Kurator will fehlerhafte Kulissen – die aus Gips und Draht sind und das Gestein darstellen – entsorgen und später neu bauen lassen. Damit will er auch Kosten sparen, die sonst für den aufwendigen Ausbau und die jahrelange Lagerung in Depots nötig wären.

Ein Schriftstück zum Denkmalschutz ist unauffindbar

Mathias Pfeil, Bayerns oberster Denkmalschützer hingegen sagte kürzlich im AZ-Interview, das gesamte Bergwerk von 1925 sei ein "Kunstwerk" und stehe seit 2009 unter Denkmalschutz. Es käme nicht darauf an, dass die Ausstellung die Realität widerspiegele.

Er erwartet vom Museum, dass es ein Konzept vorlegt, in dem Alt und Neu kombiniert werden. Kurator Gundelwein erwidert: "Wir haben ein vierseitiges Konzept vorgelegt, das die Grundzüge aufzeigt. Ein umfassendes Konzept würde mehre Jahre Arbeit bedeuten."

Sogar darüber, seit wann der Denkmalschutz besteht, wird gestritten. Gundelwein war davon ausgegangen, er bestehe seit drei Jahren. Erst durch das Interview von Mathias Pfeil in der AZ habe er erfahren, dass er schon deutlich länger bestehen soll. Man habe im ganzen Haus nach dem Schriftstück gesucht. Doch: erfolglos.

Daraufhin habe das Museum angefragt beim Landesdenkmalamt, ob man es noch mal haben könne in Kopie. "Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass mal was untergeht in unserem großen Haus", so Gundelwein zur AZ. Doch: Man habe ihm kein entsprechendes Schriftstück schicken können.

In einigen Kulissen sind hohe Schadstoffwerte festgestellt worden

Generalkonservator Pfeil kontert: "Das Schreiben von 2009 ist, wie jedes andere 'Denkmalschreiben', direkt an die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt München (UDB) gegangen. Einen Abdruck erhalten die Betroffenen – ein eingespieltes Verfahren."

Letzten Endes sitzt das Landesdenkmalamt am längeren Hebel. "Die rechtliche Lage ist eindeutig. Wir müssen uns danach richten", räumt Gundelwein ein. Er fühlt sich "nicht gut behandelt". Man habe nur versucht, sich "gegen sinnlose Auflagen zu wehren".

Alle Kulissen wird er trotzdem nicht aufbewahren: Bei einigen wurden laut Gundelwein so hohe Schadstoffwerte festgestellt, "dass sich ein Wiedereinbau und selbst die Lagerung derselben schon aus diesem Grunde verbieten". Wie es nun weitergeht, soll Ende August bei einem Krisentreffen besprochen werden: mit allen Beteiligten an einem Tisch.

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