Denkmalschützer fordern: "Stoppt das Hochhausprojekt!"
München - Die Debatte um die geplanten 155 Meter hohen Zwillingstürme an der Paketposthalle schwelt weiter. Nun schlagen Denkmalschützer Alarm. Der Verein Denkmalnetz Bayern warnt eindringlich davor, in eine Hochhauseuphorie zu verfallen, die das Stadtbild nachhaltig und unwiderruflich verschandeln könne.
Debatte um neue Hochhäuser an der Paketposthalle geht weiter
In einem Rundbrief argumentieren die Denkmalschützer, dass eine so hohe Konstruktion direkt am Denkmal Paketposthalle zu monströs sei. Sie heben die Einzigartigkeit der Paketposthalle hervor, die man durch Hochhäuser nicht entwürdigen dürfe: "Ihre immense Dimension, ihr ablesbares statisches System, ihre minimalistische Konstruktion aus freitragenden Betonteilen begeistern viele Menschen", schreiben sie.
Denkmalwächter argumentieren mit Maßstabsbruch
146,8 Meter Spannweite, 124 Meter Länge und 27,3 Meter Höhe: Seit dem Bau der Halle in den 60ern sei sie wegen ihrer Maße ein Unikat. Und diese Besonderheit gelte es, unbedingt zu bewahren. "Die 155 Meter hohen massiven Wolkenkratzer werden dieses hochrangige Denkmal geradezu lächerlich klein erscheinen lassen", so die Denkmalwächter. Von einem "Maßstabsbruch" ist da die Rede.
Wird das Umfeld durch zwei Hochhäuser bedroht?
Die Vereinigung der Denkmalschützer geht aber noch weiter. Sie sehen durch die 155-Meter-Türme der Architekten Herzog & de Meuron auch das Umfeld massiv bedroht, ja sogar das Gesicht des ganzen Stadtviertels. Es wird darauf verwiesen, dass etwa in unmittelbarer Nähe eine der ersten Münchner Großsiedlungen aus den 20er Jahren stehe: nämlich die Gewofag-Siedlung Neuhausen.
Östlich davon: die Wohnanlage für Postbedienstete, die Ende der 20er entstanden ist, gebaut von Robert Vorhoelzer und Walther Schmidt. Lediglich drei bis vier Geschosse haben die Gebäude dort jeweils, darauf weist der Denkmalschutz-Verein ausdrücklich hin, um den massiven, unverhältnismäßigen Höhenunterschied zu den Türmen hervorzuheben. All diese denkmalgeschützten Bauten würden mickrig und belanglos wirken, so die Befürchtung.
Auch das Schloss werde durch die Hochhäuser entwertet
Sogar das fast zwei Kilometer entfernte, barocke anmutende Schloss Nymphenburg sehen die Denkmalschützer in seiner Bedeutung gefährdet. Die Tatsache, dass man neben der Paketposthalle solche Wolkenkratzer plane, zeige nur, dass wenig Verständnis für die Schlossarchitektur vorhanden sei.
Allen bedeutenden Gebäuden im nahen Umfeld der Paketposthalle drohe das Schicksal, zu einer Randerscheinung zu verkommen, falls die Wolkenkratzer gebaut würden.
Alles in allem fordert der Verein Denkmalnetz Bayern daher quasi einen sofortigen Planungsstopp. Sie rufen die Stadt dazu auf, "die fachlichen (!) Stellungnahmen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der Schlösser- und Seenverwaltung und des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege ernst zu nehmen und den Masterplan Paketposthalle nicht weiterzuverfolgen."
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