Den Weltschmerz wegtanzen
Wahrscheinlich ist es nicht übertrieben, Manu Chao als den legitimen Erben von Bob Marley zu sehen: Zwei Musiker, die politische Haltung und Lebensgefühl für ganze Generationen geprägt haben – und Musiker quer über den Globus. Seit der Ex-Chef der französischen Folk-Punker Mano Negra 1998 mit „Clandestino" Solopfade beschritt, das Elend der Welt in einen unwiderstehlich beschwingten, aber auch melancholischen Mix aus Folk, Pop und elektronischen Spielereien verpackte, ist seine Musik ein Dauerbrenner der Attac-Jugend.
Ohne Zwischentöne
Live allerdings zeigt Manu Chao eine ganz andere Facette als in seinen scheinbar minimalistischen, aber durchaus komplexen Studiomeisterwerken. In der seit Monaten ausverkauften Tollwood Arena verzichtet Manu Chao auf Zwischentöne, fast alle seine Lieder – auch melancholische Meisterwerke wie „La vida tombola” oder „Me gustas tu” – münden in das immer gleiche Pogofinale. Das über zwei Stunden komplett enthusiasmierte Publikum nimmt den Auftritt als Sportereignis und hält die Ordner im Dauereinsatz.
Dass es Manu Chao live durchaus differenzierter kann, beweist sein Album „Baionera”, das wenigstens ein paar Atempausen enthält und seinem phänomenaler Gitarristen Madjid mehr Raum für großartige Soli gibt.
In München hetzt Manu Chao durch ein kaum wiedererkennbares „Bongo Bong” und verleibt sich auch Bob Marleys „Iron Lion Zion” ein, allerdings zu seinen Konditionen als Party-Gebrüll.
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