Den Mietern stinkt’s: Schweinsbraten vom Menü gestrichen
Den Mietern über ist der deftige Bratengeruch zuviel geworden: Deswegen gibt es nun keine deftigen Speisen mehr im beliebten Wolf’s Brotzeitladen am Altheimer Eck, keinen Schweinsbraten, keine Aufläufe, keine Schinkennudeln. Die Kunden sind geschockt.
ALTSTADT Brote , Leberkassemmeln, Milchreis, Salate, Pasta und Geschnetzeltes: Wolf’s Brotzeitladen hat einfach alles. Gut schmeckt’s, günstig ist’s, nett ist der Besitzer auch noch.
Kein Wunder, dass die Kunden mittags bis auf die Straße anstehen. „Wir sind so froh, dass wir euch haben“, sagen sie regelmäßig zu Markus Wolf.
Aber wer geliebt wird, hat auch Gegner. Bei Markus Wolf sitzen die ein paar Stockwerke über ihm und stören sich insbesondere an den Käsespätzle, Schweinsbraten und Aufläufen. Deren Geruch zieht durch das Haus, und zwei, drei Mieter des Altheimer Ecks 1 finden den gar nicht verführerisch, sondern schlicht belästigend.
„Zwei Jahre lang trudelten Abmahnungen der Hausverwaltung ein“, sagt Markus Wolf. Damit ist vorerst Schluss. Hausverwalter Alfons Antor ist in Rente gegangen. „Wir hatten kein feindschaftliches Verhältnis, aber ich musste auf die massiven Beschwerden reagieren“, sagt Antor, „Wenn’s morgens nach Fischsuppe riecht, ist das einfach unangenehm. Herr Wolf hat sich zwar bemüht, aber nach einer Weile roch es dann doch immer wieder.“ Von der neuen Verwaltung kamen bisher noch keine Beschwerden. Trotzdem meint der Semmel-Beleger: „Langsam will ich einfach meine Ruhe haben.“
Deswegen gibt es seit Dienstag keine deftigen Speisen mehr auf der Karte. Keinen Schweinsbraten, keine Aufläufe, keine Schinkennudeln.
„Die meisten Kunden sind geschockt“, meint er, „es tut weh, wenn etwas nachgefragt wird, was ich von der Karte genommen habe“. Die panierten Putenschnitzel zum Beispiel, die waren sehr beliebt. Die hat Markus Wolf schon länger gestrichen. Und Fleischpflanzerl lässt er sich jetzt vom Metzger liefern, statt sie selbst zu braten.
Denn die Wohnungseigentümer des Hauses bekamen Wind von den geruchsbelästigten Mietern, seitdem ist der Brotzeitladen Thema auf deren Eigentümerversammlungen. Die Küche etwa, die Wolf nachträglich eingebaut hatte, sei so nicht vorgesehen. Da kam das KVR zur Besichtigung. Fand die Küche aber korrekt.
Markus Wolf will den Ärger nicht. Er ließ sich von zwei Architektenbüros beraten, die auf Lüftungssysteme spezialisiert sind. 20000 Euro hätte er investiert, für ein komplett geruchsfreies Treppenhaus. Und ein bisschen Frieden.
„Ein schmales Rohr wäre dafür neben der Dachrinne installiert worden“, sagt er. Im Hinterhof, bei den Mülltonnen. Dafür konnten sich die Eigentümer auf ihrer Versammlung auch nicht einstimmig begeistern. Also kein Lüftungssystem. Die Bratendüfte aber blieben.
Und Markus Wolf kapituliert. Bietet keine Käsespätzle mehr an. Warme Gerichte gibt’s trotzdem noch, weniger geruchsintensive, Pasta und Suppen. Und eigentlich sind die Leberkassemmeln sowieso am beliebtesten. Laura Kaufmann
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