Den Krebs besiegt, aber die Wohnung verloren

Die Münchnerin Marie hat Schlimmes durchgemacht. Jetzt sucht sie ein Zuhause für sich und ihre Begleiterin, Schäferhündin Sina.
von  Andrea Uhrig
"Ich hadere nicht mit dem Schicksal, ich mache das Beste daraus": Marie mit ihrer Sina.
"Ich hadere nicht mit dem Schicksal, ich mache das Beste daraus": Marie mit ihrer Sina. © Joerg Koch/immowelt

München - Marie hat geschafft, was kein Arzt mehr für möglich gehalten hat. Sie hat den Krebs besiegt und überlebt. Doch der lange Kampf kostete die 45-jährige Münchnerin nicht nur Kraft – sondern auch ihr Zuhause. Über die Initiative "Verändere deine Stadt" des Internet-Portals "immowelt.de" hofft sie nun, dass endlich ihr größter Wunsch in Erfüllung geht: ein eigenes Zimmer.

Die Ärzte hatten Marie aufgegeben: Krebs im Endstadium, Brust und Eierstöcke waren betroffen; dazu kam noch ein lebensgefährlicher Klinikkeim, der in ihrem Bauchraum wütete. Keine Perspektive auf Heilung. "Sie sagten mir, dass es nicht gut ausschaut und ich schon mal anfangen sollte, mich zu verabschieden", erinnert sich die Münchnerin an die schlimmste Zeit ihres Lebens. Marie rief den Vater ans Krankenbett, zu dem sie jahrelang keinen Kontakt hatte, sie befasste sich mit dem Sterben – doch ihr Lebenswille war stärker.

Über ein Dutzend Operationen und vier Jahre später sitzt die ehemalige Event-Managerin auf einer Parkbank am Nymphenburger Kanal und blinzelt in die Herbstsonne. Der Krebs ist besiegt, der Keim auch. Sie hat sich trotz Schmerzattacken ins Leben zurückgekämpft.

"Für mich ist das Glas nie halbleer"

 

Obwohl ihre Beziehung zerbrochen ist und ihre Firma pleite ging, blickt sie optimistisch in die Zukunft: "Für mich ist das Glas nie halbleer, sondern immer halbvoll. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal – ich nehme es an und mache das Beste daraus", sagt die lebensfrohe Frau und streichelt über das Fell ihres treuesten Begleiters. Schäferhündin Sina ist seit sechs Jahren an ihrer Seite: "Es klingt ein bisschen komisch, aber sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben."

Das Einzige, was Marie zum kompletten Glück fehlt, ist eine kleine Wohnung oder ein Zimmer in einer WG, in der auch ihr Hund willkommen wäre.

Seit ihrer Krankenhausentlassung Anfang des Jahres wohnt die 45-Jährige bei Bekannten. Die WG, in der sie vor der Krankheit gelebt hat, hat sich inzwischen aufgelöst: "Ich habe sieben Sofas, auf denen ich im Wechsel übernachte. Meinen Freunden bin ich dafür unendlich dankbar, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine Tür, die ich zu machen kann. Mein eigenes kleines Reich mit meinen Möbeln, wo ich mich einfach daheim fühlen kann."

Von ihrer bisherigen Rente von 800 Euro könnte die tapfere Münchnerin die Hälfte in die Miete investieren. Einen Zuschuss vom Amt lehnt sie ab. "Ich habe schlechte Erfahrungen mit Behörden gemacht und möchte mein Leben ohne deren Hilfe meistern."

"Genieße jeden Tag aufs Neue"

 

Über die kostenlose immowelt.de-Initiative "Verändere Deine Stadt" – hier können Menschen in Wohnungsnot und Vermieter mit Herz gratis inserieren – sucht sie dringend für sich und Sina ein neues Zuhause: "Ich habe ein Auto, es kann gern außerhalb von München sein. Ich brauche auch keinen S-Bahn-Anschluss."

Sobald sie noch etwas fitter ist, will sich Marie auch wieder einen Job suchen, erstmal auf 450-Euro-Basis – denn sie ist zuversichtlich, dass es aufwärts geht: "Ich fange lieber klein an. Im Moment genieße ich einfach nur jeden Tag aufs Neue und Freude mich, dass ich lebe."

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