Demonstrationen in München: Eine Stadt geht auf die Straße

Damit sich etwas ändert: Jährlich finden in München bis zu 1000 Protestaktionen statt. Über was sich die Menschen in der Stadt aufgeregt haben und welche Demos Geschichte schrieben.
von  Abendzeitung
Zahlen fürs Studium: Dagegen demonstrieren am 13. Mai 2009 rund 5000 Münchner Studenten.
Zahlen fürs Studium: Dagegen demonstrieren am 13. Mai 2009 rund 5000 Münchner Studenten. © dpa

Damit sich etwas ändert: Jährlich finden in München bis zu 1000 Protestaktionen statt. Über was sich die Menschen in der Stadt aufgeregt haben und welche Demos Geschichte schrieben.

MÜNCHEN An sich gilt der Münchner ja eher als gemütlich. Doch wenn ihm etwas nicht passt, dann kann er auch durchaus lauter werden. Mit Trillerpfeifen zum Beispiel.

Allein im vergangenen Jahr sind beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) 832 Demonstrationen angemeldet worden. Die Zahl schwankt seit Jahren zwischen 800 und 1000. „Es kommt immer auf die tagesaktuelle Politik an“, heißt es in der Behörde.

Eine Demo, die unmittelbaren Erfolg hatte, ist als „ Biergartenrevolution“ in die Geschichte eingegangen. Rückblick: Am 12. Mai 1995 gingen rund 25000 Münchner für den Erhalt der Biergartenkultur auf die Straße. Ausgelöst wurden die Proteste durch ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes. Der hatte in der Waldwirtschaft bei Pullach eine vorgezogene Sperrstunde um 21.30 Uhr angeordnet – zum Schutz der Anwohner vor Lärm. Die lokale Politik, Wirtschaftsverbände und Medien organisierten den „Volkszorn“.

Und schon in der Folgewoche erließ die Staatsregierung die Bayerische Biergartenverordnung, in der die Sperrstunde auf 23 Uhr festgeschrieben wurde. Später kamen noch festgelegte Lärmgrenzwerte hinzu.

Eine der größten Protestaktionen in den vergangenen zehn Jahren richtete sich gegen den Einmarsch in den Irak – über 35000 Menschen sagten 2003 Nein zu dem Krieg. Besonders viele gingen zuletzt auch gegen den Transrapid auf die Straße. Und gegen Studiengebühren.

Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, weiß: „Wir haben heute nicht mehr die Großdemonstrationen der 80er Jahre, aber die Zahl der Proteste steigt leicht.“ Auch wenn die Wahrnehmung oft eine andere sei. Woran liegt’s? Zum einen natürlich daran, dass die soziale Spaltung gewachsen ist. Ohne Not kein Protest. Doch es gibt noch einen anderen Grund. „Die Schwelle zu protestieren, ist geringer geworden“, sagt Ansgar Klein. „Es ist zum Mittel auch für ganz normale, brave Bürger geworden.“

Einer, der schon immer sehr rege im Demonstrieren war, ist Claus Schreer, Mitorganisator der Proteste gegen die Sicherheitskonferenz. Er weiß selbst, dass nicht alle Aktionen Erfolg hatten. „Die Atomkraftwerke laufen, die Bundeswehr ist in aller Welt und die Mieten steigen.“ Trotzdem ist es aus seiner Sicht richtig, immer wieder hinzugehen. „Damit sich wenigstens langfristig etwas ändert.“ J. Lenders

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