Demo gegen Impfzwang: Bauern verurteilen Politik

MÜNCHEN - Bei zweitägigen Protesten gegen den Impfzwang bei der Blauzungenkrankheit vor der Münchner Staatskanzlei haben wütende Bauern Politiker in einer fingierten Gerichtsverhandlung zu zehn Jahren Kerker, Wasser und Brot verurteilt.
„Wer Bauern und ihre Tiere quält, wird nicht gewählt“ und „Impfpflicht weg! Gentechnik weg! Wir wollen gesunde Lebensmittel“, hieß es auf Transparenten bei der Demonstration am Donnerstag. Knapp 400 Bauern nahmen nach Angaben der Veranstalter von der Interessengemeinschaft für gesunde Tiere (IGGL) teil.
Bereits am Vortag hatten rund 50 Landwirte vor dem Sitz der bayerischen Staatsregierung demonstriert, in der Nacht hielten dort mehrere Bauern und deren Kinder eine Mahnwache. Als Verantwortliche stellten sie Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Ministerpräsident Horst Seehofer, Gesundheitsminister Markus Söder und Justizministerin Beate Merk (alle CSU) vor das fingierte Gericht.
„Es darf den Bauern nicht aufoktroyiert werden, wie sie ihre Tiere behandeln“, verlangte IGGL-Sprecherin Irmgard Englhart. „Wir wollen die Freiwilligkeit.“ Die Landwirte forderten den sofortigen Stopp der Impfpflicht sowie von Bußgeldern und Kontopfändungen, die gegen Bauern wegen der Verweigerung der Impfung verhängt worden waren. Bereits bezahlte Zwangsgelder müssten zurückgezahlt werden. Experten aus Bund und Ländern wollen voraussichtlich nach der Bundestagswahl entscheiden, ob auch im nächsten Jahr eine Impfpflicht nötig ist.
Die Bauern verlangen ein Ende des Impfzwangs. Die Impfung schade den Tieren. Seit Beginn der Zwangsimpfungen im Mai 2008 habe es 28 Blauzungenfälle gegeben, sagte Englhart. In derselben Zeit habe es allein 90 anerkannte Impfschäden gegeben. Dabei seien die allermeisten Schäden bisher nicht einmal anerkannt.
Die Blauzungenkrankheit ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie Schafen, Rindern und Ziegen. Ihren Namen hat sie von der Blaufärbung der Zunge, einem Hauptsymptom bei Krankheitsausbruch. Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich.
dpa