Demjanjuk-Prozess: NS-Forscher vor Gericht
MÜNCHEN - Fortsetzung im Prozess gegen John Demjanjuk: Ein Münchner Historiker wird als Sachverständiger vor Gericht erscheinen. Er ist Experte für die Geschichte der nationalsozialistischen Massenverbrechen.
Das Grauen war im Gerichtssaal zu spüren, als kurz vor Weihnachten die Zeugen aussagten im Prozess gegen John Demjanjuk. Der 89-Jährige soll als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor an der Ermordung von über 27000 Menschen beteiligt gewesen sein. Seit 30. November steht er in München vor Gericht. Am 12. Januar wird das Verfahren, das weltweit Beachtung findet, mit einem Historiker vor dem Landgericht München II. fortgesetzt.
Die Schicksale, die bislang vor Gericht geschildert wurden, haben Zuschauer und Prozessteilnehmer tief bewegt. So sagte der 67-jährige Jan Westerveld aus, dass er erst mit 14 Jahren erfahren hatte, dass seine Eltern als auch Großeltern in dem Lager vergast worden sind. Unter Tränen sagt Westerveld vor Gericht, wie schwer es seinen Eltern wohl gefallen sein muss, ihn zurückzulassen. Denn: „Ich habe selbst einen Sohn verloren.“
Nach den Zeitzeugen wird nun der Historiker Dr. Dieter Pohl vom renommierten Münchner Institut für Zeitgeschichte als Sachverständiger aussagen. Pohl ist Experte für die Geschichte der nationalsozialistischen Massenverbrechen und Besatzungspolitik in Osteuropa. Er wird am 12., 13. und 14. Januar als Sachverständiger zugegen sein.