Dem Tod entronnen
Ein Lastwagenfahrer aus München verunglückt kurz nach dem Tauerntunnel: Sein schwer beladener Transporter stürzt 60 Meter in die Tiefe, Djalo M. kann in letzter Sekunde rausspringen
MÜNCHEN/ZEDERHAUS Er ist dem Tod ganz knapp von der Schippe gesprungen – und zwar buchstäblich. Djalo M. kann künftig am 20. Februar einen zweiten Geburtstag feiern. Am Samstag überlebte er einen spektakulären Unfall, bei dem sein Lastwagen 60 Meter in die Tiefe stürzte. Der 47-jährige Münchner schaffte es gerade noch, aus dem Transporter zu springen. Der Lkw krachte in einen Bach.
Es muss eine Szene wie aus einem Action-Film gewesen sein. Samstag, 4.50 Uhr morgens, auf der Tauernautobahn: Lkw-Fahrer Djalo M. ist in Richtung Villach unterwegs. Seine Ladung: Zwei Sattelzugmaschinen. Er fährt durch den Tauerntunnel, draußen schneit es. Die Fahrbahn ist schon schneebedeckt. Plötzlich gerät er mit seinem Gefährt ins Schleudern. „Ich konnte nicht mehr lenken“, erzählt er am Tag danach der Abendzeitung.
Der Lkw drückt die rechte Leitplanke nach unten, als wäre sie wachsweich. Metall quietscht. Dann geschieht es: Der Lastwagen schießt von der Fahrbahn. Djalo M. hat nur den Bruchteil einer Sekunde, sich zu entscheiden. Und er entscheidet richtig. Er reißt die Fahrertür auf und springt aus dem Fahrzeug. Der Mann landet hart auf den Boden, er verletzt sich am Fuß. Der Lastwagen stürzt 60 Meter tief eine Böschung herab, überschlägt sich immer wieder. Bäume knicken um wie Streichhölzer. Dann landet er im Bach – der Lkw, der inzwischen nur noch ein Haufen Schrott ist.
Andere Brummi-Fahrer bemerken, was passiert ist. Sie helfen ihrem Kollegen. Der Albtraum ist vorbei. Djalo M. wird ins Krankenhaus nach Tamsweg gebracht. Bald darf er aber wieder zurück nach München.
Der dunkelhäutige Mann mit den kleinen Zöpfchen weiß, dass er einen aufmerksamen Schutzengel hatte. „Das ist ein großes Glück“, sagt er. Wie genau es zu dem Unfall kam, kann er sich offenbar nicht erklären. „Ich bin nicht zu schnell gefahren.“ Auch Harald Pfeifenberger von der Freiwilligen Feuerwehr Zederhaus bestätigt: „Wäre er nicht rausgesprungen, hätte er wohl nicht überlebt. Das Führerhaus war zusammengedrückt.“ Er geht davon aus, dass Djalo M. nicht angeschnallt war – sonst wäre er vielleicht nicht schnell genug rausgekommen. Der Fahrer selbst wollte lieber nicht noch mehr zu dem Unfall sagen. Der Schreck steckt ihm gewiss noch tief in den Knochen.
Mit einem Spezialkran musste das Wrack aus dem Bach geborgen werden. Die Tauernautobahn war nach dem Unfall für fast zweieinhalb Stunden in Richtung Süden gesperrt. Auch bei der Firma, die den Lkw geborgen hat, heißt es: „Wenn der Fahrer drinnen gewesen wäre, hätte er sich sicher das Genick gebrochen.“
Julia Lenders
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