Dekra-Fall: Polizei sichert Beweise

Nach dem AZ-Bericht stellen Ermittler den Schrott-BMW sicher und befragen Zeugen. Der Dekra-Prüfer ist vorläufig suspendiert.
Nina Job |
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Der BMW wurde inzwischen von der Polizei sichergestellt.
job Der BMW wurde inzwischen von der Polizei sichergestellt.

München - Der Skandal um eine frische HU-Plakette für einen schrottreifen BMW und die anschließenden Vertuschungsversuche von Dekra-Mitarbeitern ziehen immer weitere Kreise. Nur einen Tag, nachdem die AZ erstmals über den Fall berichtet hatte, stellte ein Kripobeamter aus Fürstenfeldbruck am Freitag das Auto sicher. Es wurde zur genauen Begutachtung abgeschleppt. Auch wurden Zeugen befragt.

Wie berichtet, hatte Martina M. (50) aus Olching, von privat für ihren Sohn (19) einen alten BMW für 1150 Euro gekauft. Dem Wagen hatte ein Dekra-Prüfer und Kfz-Sachverständiger sechs Wochen zuvor bescheinigt, „ohne festgestellte Mängel“ zu sein und ihm ein frisches Siegel erteilt. Die Plakette wies aus, dass die nächste Hauptuntersuchung (HU) im Januar 2018 fällig ist.

Prüfer kratzte das Siegel wieder ab

Wenige Tage nach dem Kauf stellte sich aber in einer Werkstatt heraus, dass der BMW – unter anderem wegen defekter Bremsen – alles andere als verkehrssicher ist. Der Prüfer kratzte das amtliche Siegel daraufhin wieder ab.

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Nach einigem Hin und Her boten Dekra-Mitarbeiter der Frau an, den BMW zurückzukaufen und ihr 6150 Euro zu zahlen. Im Gegenzug müsse Martina M. darüber Stillschweigen wahren und weitere Schritte „gegen die Dekra, seinem Prüfingenieur oder Dritten (wie z. B. Presseeinschaltung oder Strafanzeige“ unterlassen.

Die Polizei ermittelt, ob der Dekra-Prüfer Gegenleistungen bekam

Die Staatsanwaltschaft München II hat unmittelbar nach Erscheinen des Berichts Ermittlungen wegen Betrugs-Verdachts eingeleitet. Geprüft wird nun auch, ob der Dekra-Prüfer noch mehr nicht verkehrssichere Autos „durchwinkt“ hat – und ob er dafür eine Gegenleistung bekam.

In der Zentrale der Dekra in Stuttgart sorgt der Fall aus dem Münchner Umland für Unmut. Die Dekra ist mit 500 Niederlassungen und 38 500 Prüfstützpunkten in Werkstätten die größte deutsche, amtlich anerkannte Kfz-Prüforganisation. Rund 55 000 Fahrzeuge werden von ihr täglich auf vorgeschriebene Sicherheitsstandards gecheckt.

"Fehlverhalten kann nicht ausgeschlossen werden"

Auch in der Zentrale reagierte man sofort: Der Prüfingenieur K., der für die Niederlassung Planegg arbeitet, wurde am selben Tag vorläufig suspendiert. „Dem Mitarbeiter wurde bis zum Abschluss der Untersuchung die Prüfberechtigung entzogen“, sagte Dekra-Sprecher Friedhelm Schwicker.

"Unsere interne Revision hat unmittelbar nach Kenntnisnahme mit der detaillierten Untersuchung begonnen", so der Sprecher. "Leider kann im vorliegenden Fall nach einer ersten vorläufigen Einschätzung ein Fehlverhalten unseres Prüfingenieurs nicht ausgeschlossen werden."

 

 

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