Debatte um Münchner Energiepolitik: Soll das AKW Isar 2 weiterlaufen?

Die CSU fordert, dass das Atomkraftwerk Isar 2 weiterläuft. Und die Stadtwerke wollen ihr Kohlekraftwerk nächsten Winter nun doch noch nicht auf Erdgas umstellen.
von  Christina Hertel
Am Kernkraftwerk Isar 2 sind die Stadtwerke beteiligt. Ob es weiterläuft, kann die Stadt aber nicht alleine entscheiden.
Am Kernkraftwerk Isar 2 sind die Stadtwerke beteiligt. Ob es weiterläuft, kann die Stadt aber nicht alleine entscheiden. © imago images/Peter Widmann

München - Anfang des Jahres wünschte sich der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (CSU) Applaus von Fridays for Future. Damals verkündete er: Noch diesen Winter sollen die Stadtwerke das Kohlekraftwerk im Norden von München auf Erdgas umstellen. Auch aus der Kernkraft werde sich die Stadt zurückziehen. Und das Geschäft mit Gas und Öl sollten die Stadtwerke beenden. Bis sich der OB für all diese Schritte Applaus abholen kann, muss er sich wohl noch eine Weile gedulden. Von Kohlestrom wird sich die Stadt nämlich so schnell nicht verabschieden können. So geht es aus einer Mitteilung der Stadtwerke München (SWM) hervor.

Krieg in der Ukraine: SWM sehen Gasversorgung gefährdet

Durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine stehe eine künftige verlässliche Versorgung mit Erdgas in Frage, so die SWM. Momentan seien die süddeutschen Erdgasspeicher weniger als 20 Prozent voll. Die Gasflüsse aus Russland bleiben "deutlich unter dem langjährigen Mittel". Die Gaspreise haben sich inzwischen im Großhandel verfünffacht, so die SWM. Ob es gelinge, die süddeutschen Gasspeicher im Sommer zu füllen, sei ungewiss. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Florian Bieberbach, schlägt deshalb vor, den Block 2 im Heizkraftwerk Nord in der nächsten Heizperiode noch einmal mit Kohle zu betreiben. Eine Mehrheit im Stadtrat wird wohl zustimmen.

Die CSU-Fraktion beantragte am Mittwoch, dass die Umstellung des Heizkraftwerks zurückgestellt werden solle. Auch SPD-Stadträtin Simone Burger, die im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzt, kündigt an, dass ihre Fraktion den Kohleausstieg um ein Jahr verschieben will. Selbst der Energieexperte der Grünen Dominik Krause schließt nicht aus, dass die Stadt doch weiter Kohle verfeuert.

Wie sicher ist Münchens Energieversorgung?

Krause und Burger betonen beide, dass die Gasversorgung in München sichergestellt sei und dass es keinen Anlass zur Panik gebe. Der CSU-Chef Manuel Pretzl und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) klingen da besorgter. Aus ihrer Sicht müsse die Stadt nun schleunigst Vorkehrungen treffen, dass die Münchner im nächsten Winter nicht doch in kalten Wohnungen sitzen.

Dazu gehört nach Auffassung der CSU, dass die Stadtwerke ihr Geschäft mit Öl und Gas doch nicht einstellen. Sie sind daran über das Unternehmen Spirit Energgy beteiligt. Vor Kurzem beschloss der Stadtrat, dass die Stadtwerke ihre Lizenzen an norwegischen Gas- und Ölfeldern verkaufen sollen. Der Erlös liegt laut SWM bei 300 Millionen Euro. Abgewickelt ist der Verkauf aber noch nicht.

Die CSU fordert nun, die Entscheidung zu überdenken. Wirtschaftsreferent Baumgärtner hält das für sinnvoll. Aus seiner Sicht ist der Verkauf voreilig geschehen. Wenn nicht Spirit Energy in der Nordsee Gas und Öl fördere, übernehme dies eben ein anderes Unternehmen, sagt er. Für den Klimaschutz sei nichts gewonnen.

Läuft das AKW Isar 2 weiter? Entscheidung liegt beim Bund

Burger und Krause sehen das anders. Das Gas, das Spirit Energy fördere, komme ohnehin nicht in München an, erklären sie. Baumgärtner gibt zwar zu, dass das Gas ins europäische Netz eingespeist wird und nicht unbedingt Münchner Wohnungen heizt, doch er betont: "Unsere Versorgungssicherheit wird durch den Verkauf bestimmt nicht besser."

Und noch einen weiteren Vorschlag, der Umweltaktivisten nicht gefallen dürfte, macht die CSU: Das Atomkraftwerk Isar 2, das Ende 2022 eigentlich vom Netz gehen sollte, soll nun doch weiterlaufen. Obwohl die Stadtwerke mit 25 Prozent der Anteile an dem Kraftwerk beteiligt sind, müsste darüber allerdings letztlich die Bundespolitik entscheiden.

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