Debatte um Moschee: Erste Pfiffe nach 40 Minuten

Bei der Bürgerversammlung machten Sendlinger Moschee-Gegner ihrem Unmut gestern Abend Luft. OB Ude blieb gelassen, kritisierte die "Greuelpropaganda" auf Flugblättern und sagte: „Der Stadtrat entscheidet.“
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Die geplante Moschee am Gotzinger Platz
az Die geplante Moschee am Gotzinger Platz

MÜNCHEN - Bei der Bürgerversammlung machten Sendlinger Moschee-Gegner ihrem Unmut gestern Abend Luft. OB Ude blieb gelassen, kritisierte die "Greuelpropaganda" auf Flugblättern und sagte: „Der Stadtrat entscheidet.“

"Die sollen doch in Freimann bauen!“ Peter L. ist nervös. Vor dem Eingang zur Turnhalle in der Gaißacher Straße drückt er eine Zigarette aus. Nicht, dass er Angst hätte vor „den Türken, die hier eine Moschee bauen wollen“, nein, nein. „Aber ichw ohne über einem türkischen Supermarkt. Da ist ständig alles zugeparkt. Mit einer Moschee würde das hier doch alles das reinste Park-Chaos.“

Wie Peter L. zogen gestern gut 200 Sendlinger die heiße Dreifachturnhalle einem Biergarten- Abend vor. Das lag an Punkt 13 der Bürgerversammlung: „Erörterungstermin Bebauungsplan Gotzinger Platz, Türkisch-Islamisches Kulturzentrum“, stand in trockenem Behörden-Deutsch auf der Liste der zu behandelnden Tagesordnungspunkte. „Ein Unding, dass das Thema erst als 13. behandelt wird“, wettert eine Dame am extra aufgebauten Info-Stand von „Bürger für Sendling“.

"Greuelpropaganda"

OB Christian Ude nimmt’s gelassen: Man könne den Punkt auch vorziehen, kündigt er an. Zur AZ sagt Ude mit Blick auf diverse Flugblätter, die vor „Ghettobildung“ und einer „Zentralmoschee“ warnen: „Diese Greuelpropaganda ist völlig falsch.“ Und: „Es ist auch falsch, dass manche meinen, die Bürgerversammlung müsse entscheiden, was Sache des Stadtrats ist.“

Das sieht der ein oder andere in der heißen Turnhalle anders. Als Ude auf die Moschee zu sprechen kommt, gibt’s Gemurmel und – um 19.40 Uhr – erste Pfiffe. Er habe Angst, dass in Sendling ein neues Kreuzberg entstehe, sagt einer. Die Halle ist etwa zu zwei Dritteln gefüllt. Aber nur eine Hand voll Türken ist gekommen. „Wir sind bereit zu diskutieren“, sagt Nadir Türedi (36), der beim Moschee- Verein DITIM aktiv ist, „aber wir leben in einem Rechtsstaat. Hier fällen Gerichte die Entscheidungen.“ Der 36-Jährige spricht mit Akzent. Mit bayerischem.

"Gute Chancen auf Realisierung"

Auch nach dem gestrigen Abend, an dem sich 124 Sendlinger gegen und 92 für den Bau der Moschee aussprachen, ist das Thema nicht ausdiskutiert. Am Montag, 19 Uhr, gibt es zusätzlich einen Erörterungstermin in der Gaißacher Straße 8, bei dem auch OB Ude wieder da sein wird. Ude – soviel sagte er bereits gestern – sieht gute Chancen, dass die Moschee gebaut werden kann, da SPD, Grüne, FDP und Die Linke eine Mehrheit haben.

Ude: „Die Realisierung hängt allein vom finanziellen Engagement der türkischen Seite ab!"

Daniela Transiskus, Thomas Gautier

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