David Thomas: "Die Lokalen sind das Gesicht der Stadt"

"Kauf lokal"-Initiator David Thomas erklärt, wie sich Marketingpreis-Gewinner Hirmer für den lokalen Einzelhandel starkmachen will
von  Interview: Michael Burner
Interviewtermin in der Hirmer-Tagesbar: AZ-Redakteur Michael Burner und "Kauf lokal"-Chef David Thomas (r.).
Interviewtermin in der Hirmer-Tagesbar: AZ-Redakteur Michael Burner und "Kauf lokal"-Chef David Thomas (r.). © Sigi Müller

Bereits zum vierten Mal bietet das Traditionshaus Hirmer rund 50 Münchner Nachwuchsunternehmen mit "Kauf lokal" eine renommierte Ausstellungsplattform. Eine Idee, die Münchner Start-ups zusammenschweißen soll. Hirmer-Abteilungsleiter David Thomas, der Kopf hinter der Aktion, erklärt im AZ-Interview, warum es wichtig ist, gegen die Vereinheitlichung der Innenstädte zu kämpfen.

AZ: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Marketingpreis’ 2018. Als Sie vor ein paar Jahren mit der Idee "Kauf lokal" ums Eck kamen, haben Sie da auch damit gerechnet, dass das Konzept ein Marketing-Coup für Hirmer wird?
Die Ursprungsidee zu "Kauf lokal" war es, den Münchnern mal zu zeigen, welche Unternehmen überhaupt lokal sind. Dass das Konzept für das Image von Hirmer nun auch so positiv wahrgenommen wird, das freut mich natürlich umso mehr.

Welche Absichten stecken noch hinter der Aktion "Kauf lokal"?
Wir wollen damit auch der kreativen Szene der Stadt eine Fläche bieten, wo sie sich zeigen kann. Die Start-ups sollen außerdem die Möglichkeit haben, sich untereinander zu vernetzen. Gleichzeitig will Hirmer aber auch auf die Vereinheitlichung der Innenstädte aufmerksam machen. Denn vertikale Unternehmen und internationalisierte Marken wie H&M und Apple verdrängen zunehmend die lokalen Geschäfte, die das Gesicht einer Stadt ausmachen.

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Interviewtermin in der Hirmer-Tagesbar: AZ-Redakteur Michael Burner und "Kauf lokal"-Chef David Thomas (r.). Foto: Sigi Müller

Was macht für Sie das charmante Gesicht Münchens aus?
München ist ein großes Dorf! Auch bei 1,3 Millionen Einwohnern hat die Stadt einen angenehmen, sympathischen Charakter. Man hat immer noch das Gefühl, dass sich die Leute hier kennen – und dass sie auch ihren Bäcker um die Ecke persönlich kennen. Die Mischung aus einerseits schon in die Moderne denken, aber sich andererseits auch auf traditionelle Werte besinnen, das ist das charmante Gesicht Münchens – und da gehören junge lokale Unternehmen dazu.

Was verschandelt eine Innenstadt?
Die gleiche Soße. Egal ob London, Paris oder Mailand, jede Innenstadt bietet die gleichen Produkte. Es passiert kaum noch etwas Überraschendes. Überall findet man die gleichen Marken und es gibt kaum Abwechslung. Dadurch verlieren Innenstädte an Charakter.

Die "Kauf lokal"-Partner sind junge Münchner Start-ups, die mit ihren Produkten wie zum Beispiel Brot, Craft-Beer oder einer Fußball-App so gar nicht ins Hirmer-Sortiment passen.
Hirmer ist ein Traditionshaus und mit der Stadt München schon immer eng verbunden. Deshalb ging es uns von Anfang an darum, einen Querschnitt durch die lokalen Unternehmen zu zeigen. Ich war selbst erstaunt, was München unternehmerisch alles zu bieten hat – egal in welcher Branche.

Wie wählen Sie die Partner aus?
Es gibt keinen Aufnahmeprozess nach einem Kriterienkatalog oder Ähnliches. Hirmer sieht sich eher als Kurator, der ein sinnvolles Abbild junger Unternehmer aus allen Branchen zusammenbringen möchte. Entweder schicken uns Interessenten ihre Bewerbung oder manchmal gehen wir auch direkt auf spannende Unternehmen zu und laden sie ein, dabei zu sein.

Müssen Ihre Kooperationspartner so etwas wie eine Standgebühr zahlen?
Nein, auf keinen Fall.

Haben Sie das Portfolio für 2019 schon fertiggestellt?
Das steht schon fest. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber im Vergleich zum Vorjahr wird sich "Kauf lokal" deutlich vergrößern. Darauf können sich die Münchnerinnen und Münchner schon mal freuen.

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