Das wollen die Kinder über die Euro-Krise wissen

Es gibt Spielregeln wie beim Mensch-Ärgere- Dich-Nicht, die Troika ist die Hausaufgaben- Polizei: Bei der KinderUni München erklärt ein Professor die Probleme unserer Währung.  
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Wenn der Professor alles zur Euro-Krise erklärt, hören die Kinder gespannt zu.
Petra Schramek Wenn der Professor alles zur Euro-Krise erklärt, hören die Kinder gespannt zu.

 

Es gibt Spielregeln wie beim Mensch-Ärgere- Dich-Nicht, die Troika ist die Hausaufgaben- Polizei: Bei der KinderUni München erklärt ein Professor die Probleme unserer Währung.

München - Wieso hat der Euro eigentlich die Krise? Und wie doof wär’ das, wenn Griechenland austritt? Die KinderUni München hat ein ehrgeiziges Thema als Auftaktvorlesung fürs Wintersemester gewählt. Die AZ hat sich’s angesehen – es sind ja nicht nur die 8- bis 12-Jährigen, die in der Krise nicht immer durchblicken.

Sage noch einer, die Kinder würden nur vor dem Computer hängen: Der Hörsaal in der Hochschule München (früher FH) ist an diesem Freitagabend gut gefüllt. Professor Klaus Fleischer wagt sich tapfer an die Aufgabe, die Euro- Krise verständlich zu erklären – aber auch er schickt gleich vorweg: „Ehrlich gesagt, das ist ganz, ganz kompliziert. Da blicken nur ganz wenige durch, ich auch nicht immer.“ Er fängt dann ziemlich früh an, bei der Einführung des Geldes, als das mit dem Tauschhandel Kuh gegen Ziegen langsam unpraktisch wurde. Er macht weiter mit den Zeiten, „als man 15 Mal Geld tauschen musste, wenn man von der Nordsee hierher nach München gereist ist“.

Die Kinder, alle etwa so alt wie der Euro, lauschen mit offenen Mündern. Einige von ihnen, ergibt eine schnelle Abstimmung, waren noch nie irgendwo, wo eine andereWährung gegolten hat. Ja, und dann der Euro. „Da sind schon Spielregeln aufgestellt worden, wie beim Mensch-Ärgere-Dich nicht“, erklärt der Professor. Zum Beispiel musste man solide Staatsfinanzen haben, um mitmachen zu dürfen. „Aber manche haben ein bisschen geschludert.“ Und die anderen, „die waren so außer sich vor Freude, dass der jahrhundertealte Traum von der Einheit Europas wahr wurde, dass sie über ein paar Dinge hinweggesehen haben“.

Aber wie ist dann daraus eine so große Krise geworden? Diese Zusammenhänge erklärt Fleischer nicht wirklich – so gut er einzelne Akteure oder Aspekte darstellen kann. Zum Beispiel die Troika: „Das ist die Schuldenpolizei, die aufpasst, ob auch alle ihre Hausaufgaben machen.“ Oder den Schuldenschnitt: „Nimm mal an, du leihst jemandem fünf Euro, und dann sagt der später, sorry, kann ich dir nicht zurückgeben. Dann einigt ihr euch vielleicht darauf, dass er dir 2,50 Euro zurückgibt, und du bist froh, dass du wenigstens ein bisschen was kriegst.“ Oder die Rolle der EZB: „Die drucken Geld und schicken es nach Griechenland, ganz einfach gesagt.“

Manchmal vergisst der Professor, wen er da vor sich hat. Als er beginnt, über den Zusammenhang von Sollzinssatz und Refinanzierung zu sprechen, fangen viele der Kinder mit Kritzeln an. Und manchmal unterschätzt er sie auch. Als er vor dem Scheitern des Euro („ganz, ganz gefährlich“) warnt und ruft: „Ja, was glaubt ihr denn, was das kosten würde, wenn wir zur D-Mark zurückkehren?“, meldet sich ein Bub: „Also, da wären zunächst die Mittel im ESM, für die wir haften...“ Fleischer: „Äh, ich meinte, wie teuer die Herstellung der neuen Münzen und Scheine wäre.“ Bub murmelt (zu recht): „Aber die anderen Kosten sind doch viel höher.“

Dann dürfen die Kinder Fragen stellen, sie melden sich eifrig. Was sie wissen wollen, ist manchmal mindestens so klug wie der Vortrag des Professors: „Was hat sich Griechenland eigentlich für das Geld gekauft, das es sich geliehen hat?“ Aber auch: „Warum wird nicht einfach genug Geld für alle gedruckt?“ Oder: „Wenn wir überall in Europa das gleiche Geld haben, warum gibt es nicht überall den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit?“ „Naja“, sagt der Professor, „es kriegen ja schon in Deutschland Frauen weniger Geld für die gleiche Arbeit wie Männer“. Aber das ist ein anderes Thema, fast ebenso kompliziert.

 


Vaira (8): „Das hat mir super gefallen, ich hab’ viel gelernt. Dass es Länder gibt mit viel Geld und andere mit Schulden. Die sagen: Gib’ mir bitte ein bisschen ab, aber die anderen wollen nicht. Mir wäre das ja peinlich, wenn ich Schulden nicht zurückzahlen kann.“

 

Malik (12): „Das war sehr interessant. Ich hab’ gelernt, wie die Krise begonnen hat und wer eine wichtige Rolle spielt, die Banken, die EZB, die EU und so. Um das Ganze zu lösen, finde ich, müsste ein besseres Gleichgewicht zwischen den Staaten herrschen.“

 

Leonhard (10): „Das war schon ganz gut. Aber es waren auch viele schwierigeWörter dabei. Ich hab’ gelernt, dass ein paar Länder die Krise haben. Eigentlich war ich überrascht, dass so viele Länder die Krise haben.“

 

 

 

 

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