"Das war wirklich eine ewige Tortur": U3 und U6 fahren wieder durch

München - Es war sicher keine leichte Entscheidung für die Verantwortlichen bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), den Abschnitt zwischen den Haltestellen Implerstraße und Goetheplatz komplett dichtzumachen. Und das für 14 Wochen. Der Grund: eine wichtigen Sanierung.
Alles ist nun mal vergänglich. Sogar Stahl und Eisen geben nach. Deshalb mussten laut MVG seit März die Weichen am Knotenpunkt Implerstraße erneuert werden, dort, wo sich U3 und U6 Richtung Süden trennen und nach Norden bis zur Münchner Freiheit vereinen.

Ende der Sperrung auf U3 und U6 – Erleichterung bei den Fahrgästen
Dauerfahrgäste wie Kenia Silva (52) sind jedenfalls erleichtert, dass die Linien ab jetzt lückenlos durchfahren und wieder an der Poccistraße halten. Das war auf der Strecke die einzige U-Bahn-Haltestelle, die 14 Wochen gar nicht genutzt werden konnte.

Silva steht am Sonntag an der Implerstraße, wo sie bisher auf den Ersatzbus umsteigen musste, um bis zum Goetheplatz vorzufahren. "Das war wirklich eine ewige Tortur", sagt sie. Silva ist an diesem Tag zwar privat unterwegs. Aber meistens nutzt sie die U-Bahn zwischen ihrem Wohnort nahe Klinikum Großhadern und dem Isartor, wo sie als Hausmeisterin arbeitet. Fast täglich.
Silva spart sich ab diesem Montag bis zu 80 Minuten pro Tag. "Normal brauche ich 15 Minuten für die Strecke, reine Fahrtzeit. Aber die letzten 14 Wochen hat das bis zu 40 Minuten länger gedauert", sagt Silva, gerade dann, wenn ihr mal wieder irgendein Bus vor der Nase weggefahren sei.
Ende für die Direktverbindung von der Implerstraße zum Hauptbahnhof
Und manche Fahrzeuge seien überfüllt gewesen, wie die Direktverbindung zwischen Implerstraße und Hauptbahnhof Süd, die während der U-Bahn-Sperre pendelte. Den Bus habe sie häufig alternativ genutzt. Die Linie scheint beliebt zu sein. Abgesehen davon, dass der Bus zu fast jeder Tageszeit voll sei, "werde ich die Verbindung vermissen. Ich wünschte, die würde es weiterhin geben", sagt Silva.
Auch bei Stella ist die Erleichterung zu spüren, eine 33-jährige Business Managerin, die mit ihrem Sohn, einem Grundschüler, die U-Bahn-Treppen an der Implerstraße hochsteigt. Sie hetzt Richtung Bus. Stella wohnt am Harras und braucht U3 und U6 bis zu drei Mal die Woche, "wenn ich meinen Sohn zur Schule bringe, abhole oder zur Arbeit am Nordfriedhof fahre", sagt sie.

"14 Wochen, das ist lang. Endlich ist es wieder einfacher, mal schnell bis zur Giselastraße zu fahren", sagt Stella. Gerade an solch heißen Tagen werde ihr das 30 Minuten pro Fahrt und viele Nerven sparen.
Flughafenmitarbeiter Peter (47) steht am Goetheplatz. Weißes T-Shirt, schwarzer Rucksack, Jeans. Er wartet auf den Ersatzbus nach Norden und kommt gerade vom Harras. "Was, 14 Wochen, so lange war das?", sagt Peter. Das sei ihm gar nicht so ewig vorgekommen.
Dennoch: "Ganz ehrlich, so etwas muss doch in kürzerer Zeit gehen, mit Drei-Schicht-Betrieb zum Beispiel." Er wird etwas zynisch. Vielleicht sei das ja so wie bei Autobahnbaustellen, dass an den Weichenarbeiten tagelang nichts passiert sei, um mehr Geld am Umbau zu verdienen.

Das Rentnerpaar Rolf und Eva Niemeyer steht auch am Goetheplatz. Die beiden wohnen am Westpark und fahren häufig Richtung Marienplatz. Sie haben Verständnis für den langen Umbau, auch wenn die Zeit anstrengend gewesen sei, sagt Eva Niemeyer. Den Ersatzverkehr fanden beide gut organisiert. "Da kam ja ein Bus nach dem anderen", sagt sie.
Rolf Niemeyer zeigt sich als Realist. "Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ein Streckenabschnitt gesperrt und saniert wird, sagt er. Schließlich sei das Netz bekanntlich so alt wie Olympia '72.