"Das vergisst du nie mehr"
In dieser AZ-Serie berichten Münchner von Liebe im Freien. Hier erklärt Olli (30), was Open-Air-Sex so unvergleichlich macht.
Olli (30) sitzt auf einer Parkbank, als wir ihn treffen. Jeans, weißes T-Shirt. Braunes Haar, das ihm in die Stirn und über dunkle Augen fällt, ein gestutzter Kinnbart rahmt sein Gesicht ein. Zwischen den Knien hält er eine Zeitung und liest vertieft, nur seine Zehen wippen in den Chucks. Dann schaut er auf und lacht. „Sex?”, sagt er und legt die Zeitung beiseite, „Im Freien? Na, ihr stellt Fragen.”
Mitten im Westpark hat der Jurastudent seine Freundin geliebt vor einer Weile. Im Barockgarten, nicht weit von der Arena an der Seebühne, wo andere „Kino, Mond& Sterne” gucken. Wenn man von der Leinwand aus links auf die Straße hinaus geht und da wieder nach links einbiegt in einen Schotterweg, ist hinter einem halbrund angelegten Erdwall ein Brunnen in die Wiese eingelassen. In Marmor gefasst. Aus der Mitte ergießt sich ein Wasserstrahl.
AZ: Wie fühlt sich das an, sich lieben unter freiem Himmel?
OLLI: Wild. Sehr aufregend, ungebremst und intensiv. Du spürst die warme Luft, du hörst die Nacht. Vielleicht macht das Verbotene es auch so spannend.
Warum gerade da? Hat Sie das Plätschern angeregt?
Vielleicht. Das war ein warmer Juni-Abend, gegen elf, denke ich. So einer, an dem du keine Jacke brauchst. Wir waren im Park spazieren, haben gequatscht und gelacht. Es war ziemlich dunkel. Irgendwann sind wir stehen geblieben, haben uns umarmt und geküsst. Kein Mensch weit und breit. Und dann war auf einmal keine Zeit mehr, nach Hause zurück zu laufen.
Spontan-Sex?
Klar. Dass der Brunnen da war, habe ich erst viel später wahrgenommen. Da war plötzlich so eine Lust aufeinander da. Ein sinnlicher Moment, der sich so woanders nicht wiederholen lässt. Da gibst du einfach die Kontrolle ab.
Wo genau haben Sie sich niedergelassen?
Ich saß, glaube ich, am Anfang auf dem Steinrand und meine Freundin über mir auf meinem Schoß. Aber daneben ist gleich die Wiese, da kann man sich gut hinlegen.
Wie leise sind Sie gewesen?
Ach. Mädels sind ja nie ganz leise, oder?
Keine Angst, dass Sie jemand sehen könnte? Oder hören?
Nein, daran haben wir in dem Augenblick nicht gedacht. Und viele Leute sind um die Uhrzeit ja nicht mehr unterwegs. Der Platz ist auch sichtgeschützt. Drumherum war, so weit ich mich erinnere, eine Hecke oder ein Wall. Da kam niemand. Gott sei dank (lacht).
Ist Sex im Freien besser?
Zu Hause ist es wärmer. Aber wenn du eine Frau an einem besonderen Platz geliebt hast, vergisst du das nie mehr. Das bleibt im Kopf.
Haben Sie viele solcher Plätze?
Nicht viele, aber einige – dafür sind in der Stadt doch zu viele Menschen unterwegs. Und: Open-Air-Sex ist nur dann gut, wenn ein Paar sich länger und sehr gut kennt.
Wie gut kennen Sie einander?
Nach einem Jahr kennt man sich schon ziemlich gut. Für Freiluft-Sex braucht man Vertrauen. Frauen müssen vertrauen können, um sich richtig gehen zu lassen. Und das genießen zu können. Eine Frau macht das nicht mit jedem.