Das Untergeschoss vom Stachus ist jetzt getauft!

Neue Namen fürs Stachus-Untergeschoss: Eine Jury wählte aus 1212 Vorschlägen: Im Untergrund geht’s künftig durch das Karls-Rondell sowie die Schützen-, Schwanthaler- und Sonnen-Passage.
von  Abendzeitung
Oben der Plan, unten die Realität: Das Karls-Rondell in der Mitte, von da aus gehen die drei Passage weg.
Oben der Plan, unten die Realität: Das Karls-Rondell in der Mitte, von da aus gehen die drei Passage weg. © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Neue Namen fürs Stachus-Untergeschoss: Eine Jury wählte aus 1212 Vorschlägen: Im Untergrund geht’s künftig durch das Karls-Rondell sowie die Schützen-, Schwanthaler- und Sonnen-Passage.

Neue Namen fürs Stachus-Untergeschoss: 40 Jahre lang wurden die Münchner wenig charmant und ziemlich orientierungslos durch A-, B-, C- und D-Passagen unterm Stachus hindurchgeleitet. Jetzt haben die Leser der Abendzeitung und Hörer von Radio Arabella den Gängen durch das Einkaufszentrum neue Namen gegeben: Die einzelnen Bauteile der Stachus-Passagen werden künftig Karls-Rondell, Schützen-Passage, Sonnen-Passage und Schwanthaler-Passage heißen. Eine zwölfköpfige Jury hat sich nach Sichtung von exakt 1212 Vorschlägen für diese Namen entschieden.

Bis zu 160000 Menschen passieren das Bauwerk unter dem Rondell – und weil’s dort wirklich zugeht wie am Stachus und der Umbau unter dem neuen Eigner LBBW zwar planmäßig, aber langsam verläuft, war es nun „die richtige Zeit“, wie Frank Böhme von der Immobilien-Tochter der Landesbank sagte, um das unteridische Bauwerk endlich zu taufen.

„Stachus-Passagen“ heißt der Gesamtkomplex – am Begriff „Passage“ für die zentralen Durchgänge führte somit kein Weg vorbei, wie Architekt Ludwig Wappner gleich zu Beginn der Jury-Sitzung im Augustiner an der Neuhauser Straße deutlich machte. Klar war auch, dass die bisher gültige alphabetische Benennung wenig hilfreich ist. Die neuen Namen sollten mehr Orientierung geben – entscheidend ist ja auch da, wo man hinten rauskommt. 92 der 1212 Vorschläge wurden in die engere Wahl genommen.

Viele orientierten sich an der Historie des Ortes: Einer wollte gar das Wirtshaus Stachusgarten mit den Bezeichnungen „Weißbier, Brezn, Sauerkraut, Hendl“ wiederaufleben lassen. Auch der Vorschlag „Finessensepperl, Prangerl, Krenkl, Sulzbeck“ kam in die engere Wahl. Die meisten Leser und Hörer wollten den Passagen-Passanten aber das bieten, was sie wohl am meisten unterm Stachus vermissen: Orientierung. Deswegen orientierten sie sich an den Ausgangspunkten der Passagen. Der Leser-Vorschlag, die Durchgänge deswegen „Karli, Leni, Justi und Sendi“ zu nennen, bekam zwar keine Mehrheit. Aber die Idee, den zentralen Zirkel „Karls-Rondell“ und die drei Passagen nach den Straßen an ihren End- und Ausgangspunkten „Schützen-Passage“, „Sonnen-Passage“ und „Schwanthaler-Passage“ zu nennen, fand schließlich viele Freunde.

Wer meint, dass das naheliegend und daher unumstritten gewesen sei, der irrt: Andreas Brunner, Marketing-Leiter des Ex-Stachus-Eigners Stadtwerke führte lange das nicht von der Hand zu weisende Argument ins Feld, die Münchner hätten ja so lange den Namen des pfälzischen Kürfursten Karl im offiziellen Platz-Namen boykottiert, dass man ihnen nun nicht im Untergrund das „Karls-Rondell“ zumuten könne. Der Autor, der auch an der Jury-Sitzung teilnahm, hofft, dass die Münchner das verschmerzen können, solange die schwäbischen Eigner treu zum Namen „Stachus-Passagen“ stehen. Und die beiden Politiker in der Runde, CSU-Stadtrat Richard Quaas und Wolfgang Püschel (SPD), Chef des Bezirksausschuss Altstadt-Lehel, nutzten die Karl-Konfusion für ein Minderheits-Votum: Sie sprachen sich für die Benennung der Passagen nach den Altstadt-Vierteln Kreuz, Hacken, Anger und Graggenau aus. Schließlich bekannten aber auch sie, mit den neuen Namen gut leben zu können – wie hoffentlich bald alle Münchner und auch auswärtigen Gäste.

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