Das sind Münchens günstigste Wohnungen

München - Ein Zimmer für 90 Euro warm im Monat in Schwabing. Eine Vier-Zimmer-Altbauwohnung mit einer Kaltmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter im Lehel.
Sowas gibt’s nicht mehr in München, meinen Sie? Irrtum! Gibt es. Es gibt sogar mehrere Tausend solcher Miet-Schnäppchen – wenn man denn den richtigen Beruf hat: Altenpfleger zum Beispiel. Erzieherin. Trambahnfahrer. Ingenieur. Lehrer. Finanzbeamter. Verwaltungsangestellter bei der Stadt oder dem Freistaat.
Die Stadt München, der Freistaat, die Kliniken, die Stadtwerke, die Uni, die Altenheime und viele Münchner Unternehmen halten nämlich Zimmer, Apartments und auch größere Wohnungen für ihre Mitarbeiter vor – zu sehr kulanten Preisen.
Gute Karten, eine der begehrten Dienst-, Werks- oder Personalwohnung zu ergattern, hat oft, wer einen sogenannten „Mangelberuf“ hat, also auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht wird (wie Altenpfleger oder Erzieher). Oder wer eine „Dringlichkeit“ nachweisen kann (niedriges Einkommen, viele Kinder, etc.).
Die AZ listet eine Auswahl auf:
Städtische Mitarbeiter
Das sind mal nette Mietpreise: Im Schnitt 6,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter kostet eine Personalwohnung für einen Mitarbeiter der Stadt. Es gibt sogar noch vereinzelt Altverträge, in denen 3,50 Euro/qm gezahlt werden (Obergrenze: 14 Euro).
Von den rund 28000 Mitarbeitern der Stadt haben „jedes Jahr etwa 500“ das Glück, eine Personalwohnung zu ergattern, sagt Sozialreferats-Sprecher Frank Boos. Verwaltet werden die bei den städtischen Wohnungsgesellschaften Gewofag und GWG.
Die betreuen zusammen rund 64000 Alt- und Neubau-Wohnungen im ganzen Stadtgebiet. Darunter die Gewofag-Wohnanlage an der Stupfstraße in Neuhausen, in der ausschließlich städtische Mitarbeiter wohnen (die zahlen hier laut Gewofag „drei Euro/qm unterm Mietspiegel“), das GWG-Schwesternwohnheim an der Bonner Straße in Schwabing oder die Sozial-Siedlung an der Dientzenhoferstraße am Harthof.
Prinzipiell kann sich jeder Bedienstete der Stadt (wie Verwaltungsangestellte, Erzieherinnen, Stadtgärtner, Straßenbauer, Techniker & Co.) beim Wohnungsamt um eine Personalwohnung bewerben.
Je nach Einkommen kommt eine geförderte Sozial- oder eine freifinanzierte Wohnung, für die die Stadt ein Belegungsrecht hat, in Frage. Vergeben wird u.a. nach „Dringlichkeit“, für die es ein Punktesystem gibt. Auch Bewerber mit Berufen, die in der Stadt dringend benötigt werden (etwa Erzieherinnen und Pfleger), werden bevorzugt behandelt.
Vergleichsweise riesig ist das Angebot an Personalwohnungen für die Krankenpfleger, Azubis und Verwaltungsleute beim Klinikum Großhadern: 1635 Wohnungen (überwiegend kleine Apartments von 13 bis 25 qm) gibt es auf dem Campus Innenstadt und dem Campus Großhadern. Sie kosten – je nach Größe – 120 bis 280 Euro Warmmiete pro Monat.
Aktuell stehen 66 Bewerber auf der Warteliste für bestimmte Einzugstermine. Die Wartezeit beträgt – weil bei einem Fünftel der Wohnungen die Fluktuation relativ groß ist – oft nur wenige Wochen, sagt Kliniksprecherin Julia Reinbold. Aktuell seien etwa zehn Unterkünfte zu vergeben.
Herzzentrum
Von den rund 1000 Mitarbeitern im Deutschen Herzzentrum haben 130 (vorwiegend Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern) das Glück, in einer Personalwohnung zu wohnen. Die Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments liegen acht Fußminuten von der Klinik entfernt im Wohnheim an der Funkerstraße in Neuhausen.
Entspannte 9 Euro/qm kostet hier die Miete warm. Wer sich bewirbt, wartet „maximal zwei Monate“ auf ein Dach über dem Kopf, sagt der kaufmännische Direktor Robert Siegert. Aktuell sind das viele Mitarbeiter, die aus Portugal oder Spanien angeworben wurden.
Stadtwerke
Auch die Stadtwerke halten für ihre 7500 Mitarbeiter (darunter Tramfahrer, Kraftwerker, Schwimmmeister, Verkehrsplaner und Ingenieure) Dienstwohnungen vor:
547 gibt es aktuell (vom Apartment bis zur Vier-Zimmer-Wohnung). Sie sind über rund 40 Standorte von Aubing über Neuhausen bis Feldmoching verteilt.
Beispiele: Der Altbaukomplex am ehemaligen Tram-Betriebshof an der Dachauer Straße 100-108, der Neubau an der Dülferstraße 31-33 – oder der Turm des Müllerschen Volksbads, in dem der Hausmeister wohnt. Weitere 500 Wohnungen werden bis 2021 gebaut.
Die Mietkosten orientieren sich am Mietspiegel (bei Neuvermietungen ab 8,60 Euro/ qm kalt). Ein Teil sind sozialgebundene Wohnungen, die an SWM-Geringverdiener mit Wohnberechtigungsschein vergeben werden – sie kosten ab 5,50 Euro/qm.
Vergeben werden frei gewordene SWM-Wohnungen nach Dringlichkeit, Betriebszugehörigkeit und sozialen Aspekten über die SWM-„Abteilung Immobilien“. Die Wartezeiten sind relativ kurz: „Jeder SWM-Mitarbeiter, der nicht allzu festgelegte Vorstellungen hat, findet bei uns innerhalb eines halben Jahres eine Wohnung“, sagt Werke-Sprecher Michael Solic.
Azubis, Praktikanten, Diplomanden und ein Heer an Facharbeitern und Ingenieuren, die (für kürzer oder länger) auch aus dem Ausland kommen: Der Münchner Autobauer BMW (37200 Mitarbeiter in München) braucht regelmäßig Wohnräume für seine Leute.
Rund 600 Zimmer und Apartments (18 bis 35 qm; Warmmiete 400 bis 650 Euro) und 35 Werkswohnungen (bis 100 qm) hat BMW dafür in eigenen oder angemieteten Alt - und Neubauten – die sind relativ kurzfristig zu haben und werden oft nur vorübergehend genutzt (laut BMW-Sprecher Jochen Frey beträgt die Wartezeit wenige Tage bis drei Monate).
Sie liegen vor allem im Münchner Norden in Milbertshofen/Am Hart rund um die Konzernzentrale, das BMW-Werk und das Forschungs- zentrum FIZ – etwa an der Milbertshofener-, Riesenfeld-, Taunusstraße. Dazu gibt’s citynah noch einen Altbau nahe dem Sendlinger Tor. Demnächst baut BMW in der Hanauer Straße ein weiteres Apartmenthaus mit 277 Zimmern.
Über die Vergabe entscheidet der Wohnungsausschuss des Betriebsrats. Bewerben kann man sich bei der BMW-Apartmentverwaltung.
Münchenstift
202 Personalwohnungen ausschließlich für Pfleger, Pflegehelfer und Pflege-Azubis hat die Münchenstift GmbH, die in München 13 Seniorenheime betreibt (von den rund 1700 Mitarbeitern arbeiten rund 1200 in der Pflege). Es gibt sowohl einzelne Zimmer direkt in den Altenheimen (ab 90 Euro Warmmiete im Monat) – wie im Schwabinger Haus an der Rümannstraße – als auch familiengerechte Wohnungen, die die Münchenstift im ganzen Stadtgebiet angemietet hat (bis 700 Euro pro Monat kalt).
Die Miete von 7,42 bis 12,50 Euro/qm richtet sich nach dem Tarifvertrag für Personalwohnungen, erklärt Marketing-Chef Christian Liesenhoff. Bewerber melden sich beim „Zentralen Bewerbermanagement“ der Münchenstift.
Staatsbediensteten-Wohnungen
Für Beschäftige des Freistaats (wie Lehrer, Polizisten, Pfleger, Juristen, Finanzbeamte & Co) hält der Freistaat in München rund 7200 Staatsbedienstetenwohnungen vor – in besten Lagen von der Altstadt über Obermenzing bis Giesing. Dazu kommen 3000 Wohnungen im Landkreis.
Verwaltet werden die meisten von der Stadibau (Gesellschaft für den Staatsbediensteten Wohnungsbau in Bayern mbH). Die Mieten liegen bei 6,50 Euro/qm kalt (unsanierter Altbau) bis 9-11 Euro (Neubau), sagt Stadibau-Geschäftsführer Helmut Gropper. Eins der Vorzeigeprojekte: Die neue Anlage „In den Kirschen“ in Obermenzing mit 240 Wohnungen in 15 Häusern – vom Apartment bis zur Fünf-Zimmer-Wohnung.
Wer sich um eine Staatsbedienstetenwohnung bewerben will, stellt einen Antrag bei der Wohnungsfürsorgestelle des Landesamtes für Finanzen, Dienststelle München (089/ 76 24-01). Allerdings: Auf der Warteliste stehen geschätzt 1000 Menschen.
Mini-Mieten bei Genossenschaften
Wer hier Mitglied ist, ist gut dran: An die 50 Genossenschaften gibt es in München, mit rund 35000 Wohnungen. Viele haben historische Wurzeln – und viele sind auf bestimmte Berufsgruppen spezialisiert. Die „Eisenbahner-Baugenossenschaft München-Hauptbahnhof“ etwa oder die „Baugenossenschaft der Bundespostbeamten“. Wer hier wohnt, zahlt weit weniger, als im Mietspiegel steht und hat lebenslanges Wohnrecht. Dafür muss der Mieter Genossenschaftsanteile als einmalige Kapitaleinlage kaufen (rund 1000 bis 10000 Euro) und wird damit Teileigentümer des Unternehmens.
1682 Wohnungen (einschließlich der 300 in Haar) hat der „Beamtenwohnungsverein München“ (bwv), den es seit 1921 gibt, in nahezu allen Stadtvierteln von Bogenhausen über Sendling bis Nymphenburg. Hier wohnen Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes sowie Mitarbeiter von den SWM, den städtischen Kliniken, des Bayerischen Rundfunks oder vom Roten Kreuz.
Etwa die Hälfte der Wohnanlagen sind Altbauten aus den 20er- und 30er-Jahren. 5,72 Euro/qm kostet im Schnitt die Kaltmiete, bei Neuvermietungen 6 bis 8,50 Euro. 60 bis 80 Wohnungen pro Jahr werden neu vergeben. Bewerben kann man sich über die Homepage des Vereins. „Aktuell ist die Warteliste geschlossen“, sagt Geschäftsführer Harald Stebner, „zum Jahresende hin könnte es aber wieder besser ausschauen“.