Das sind die Helden vom Viktualienmarkt

München - Die Räuber hatten doppeltes Pech: Nicht nur, dass sich ihre Überfall-Opfer in der Goldstube am Viktualienmarkt nicht einfach ausrauben lassen wollten, sondern die mit Spaltaxt und Pfefferspray bewaffneten Männer vertrieben. Auf der Flucht wurde einer von ihnen auch noch von zwei Passanten verfolgt und gestellt. Die beiden Helden sagten gestern im Prozess aus.
Harald R., 26 Jahre alt und Barista am Viktualienmarkt, war derjenige, der den großen und kräftig gebauten Räuber mit einem Tritt gegen die Hand entwaffnen. Der 35-Jährige hatte zuvor seinem anderen Verfolger, Hans K. (24, Name geändert) Pfefferspray in die Augen gesprüht.
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Der Barista hatte das beobachtet und dem Räuber zugerufen, er solle stehenbleiben. Ein Taxler habe noch versucht, dem Räuber auf dem Gehweg den Weg abzuschneiden – leider vergeblich.
Kampfsportler überwältigt Räuber
Der Täter sei gehumpelt, erinnert sich Harald R. noch gut an den 29. Januar des vergangene Jahres. Kurz danach war es dem kampfsporterfahrenen Fotografen Hans K. gelungen, den Räuber zu stellen.
Dieser und ein Polizist brachten den Mann zu Boden. Harald R. half ihnen dabei, den Mann am Boden zu fixieren. „Ich habe ihm das Spray aus der Hand getreten“, berichtet der Barista. Der Räuber wehrte sich noch, aber gegen drei Männer hatte er keine Chance. Von den Polizisten ernteten Harald R. und Hans K. großes Lob und Schulterklopfen für die Hilfe. Doch seine Umgebung, allen voran sein Chef, habe sich Sorgen um ihn gemacht, sagt der 26-Jährige.
Als ihn die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl nach den psychischen Folgen seines mutigen Einsatzes fragt, erklärt Harald R., es gehe ihm heute gut. Und körperlich habe er von der Aktion sowieso lediglich einen blutenden Kratzer davongetragen.
Täter verteidigt sich mit Pfefferspray
Da erging es dem zweiten Helden dieser Geschichte deutlich schlechter: Zwei Mal hatte Hans K. während der dramatischen Verfolgungsjagd Pfefferspray-Attacken des Räubers mit dem Arm vorm Gesicht abwehren können. Beim dritten Mal aber wurde er überrascht. Der Strahl erwischte ihn voll an den Augen.
Halbblind gelang es ihm dennoch, den Flüchtenden zu stellen. „Ich muss fürchterlich ausgesehen haben“, erinnert sich Hans K. Die Leute seien bei seinem Anblick erschrocken. Zwei bis drei Stunden habe es sehr stark gebrannt, noch zehn Tage später habe er etwas an den Augen gespürt.
So hatte es begonnen: Hans K. arbeitete damals an einem Stand am Viktualienmarkt und hörte den Alarm der Goldstube. Als er bei dem kleinen Laden ankam, war der Räuber bereits draußen. Hans K. nahm die Verfolgung auf, rief dem Mann zu, er solle die Pistole fallenlassen. Was er nicht wusste: Die Waffe war nicht echt. „Hatten Sie keine Angst?“, fragt die Richterin. Hans K.: „Der Mann machte keinen gefährlichen Eindruck. Aber wenn er die Pistole auf mich gerichtet hätte, wäre ich weggelaufen.“ Mutig ist er – nicht tollkühn.