Das sind die Falschparker-Fallen

Der Unfall, seit dem ein ehemaliger Lehrer (74) im Koma liegt, hat auch mit einem schlecht abgestellten Wagen zu tun - eine hitzige Debatte. Das sind die Fallen.
von  Thomas Gautier
Fürstenrieder Straße, ein Laster auf dem Radweg: Für den Bund Naturschutz ein typischer Fall.
Fürstenrieder Straße, ein Laster auf dem Radweg: Für den Bund Naturschutz ein typischer Fall. © Bund Naturschutz

Der Unfall, seit dem ein ehemaliger Lehrer (74) im Koma liegt, hat auch mit einem schlecht abgestellten Wagen zu tun - eine hitzige Debatte. Das sind die Falschparker-Fallen.

MÜNCHEN - Jeden Tag wachen sie an seinem Bett. Um bei ihm zu sein – und sich selbst Mut zu machen. Wenn Orhan S. (74) leicht blinzelt, „hoffen wir, dass er es wegen uns tut“, sagt sein Sohn Cenk. Jede kleinste Bewegung ist für die Familie ein Stück Hoffnung.

Seit Mittwochabend liegt der frühere Grundschullehrer auf der Intensivstation im Klinikum rechts der Isar – weil er auf der Hansastraße von einem Geisterradler ohne Licht gerammt wurde (AZ berichtete). Der etwa 30 Jahre alte und 1,90 Meter große Mann mit leicht krausem Haar und grauer Kleidung flüchtete danach auf seinem schwarz-weißen Mountainbike.

Zurück bleiben Orhan S. im Todeskampf und seine Familie. Der Rentner ist ins Koma gefallen, sein Stammhirn ist beschädigt. „Man ist so leer“, sagt Sohn Cenk S. „Aber wir geben nicht auf.“ Vielleicht schaffe es sein Vater dieses Mal wieder. „Letztes Jahr hat er den Prostatakrebs besiegt. Und vorher drei Herzinfarkte. Das gibt uns Hoffnung.“

In diesem „Karussell der Gefühle“ denkt Cenk S. oft an das geparkte Auto auf dem Gehweg, das sein Vater kurz vor dem Unfall umrundete. Eine Mitschuld will er dem Fahrer nicht geben – das Handwerkerfahrzeug hätte da aber nicht stehen dürfen. Polizeisprecher Gottfried Schlicht: „Eigentlich darf der Fahrer hier nicht parken.“ Generell sei Parken auf Rad- und Gehwegen verboten. Ausnahme: Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr – und Handwerks-Stördienste, die aber 1,50 Meter Abstand zur Hausmauer halten müssen.

Autos auf Rad- und Gehwegen sind in München eine Plage: Der Bund Naturschutz veröffentlichte bei der Aktion „Münchens wahnwitzigste Radlfallen“ neulich Dutzende entsprechender Fotos. Auch auf der AZ-Internetseite ist eine Diskussion um Falschparker entbrannt:

User „Persil“ bezeichnet Orhan S. als „Opfer der ignoranten Autofahrer, die auf dem Gehweg parken“.

„Haan“ stimmt ihm zu: „Genauso ärgerlich sind die Geh- bzw. Radweg-Parker!“

„Muc“ fordert mehr Härte von der Polizei: „Falschparker auf Geh- und Radwegen und Radl-Rambos gehören gnadenlos verfolgt und bestraft.“

Juristisch hat der Fahrer des Autos in der Hansastraße wohl nichts zu befürchten – höchstens eine Strafe wegen verbotswidrigen Parkens und Behinderung. Die Höhe: 25 Euro.

 

Ärgern auch Sie sich über Autos auf Rad- und Gehwegen? Schicken Sie uns Ihre Erfahrungen und Fotos per E-Mail an: lokales@abendzeitung.de. Oder debattieren Sie online mit im AZ-Forum.

 

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