Kommentar

Das Schnee-Wochenende zeigt, was München fehlt

Einsatzkräfte im Dauer-Einsatz, kaum noch ein Wegkommen. Doch der Wintereinbruch in München war wunderbar, kommentiert AZ-Lokalchef Felix Müller.
von  Felix Müller
Schlittenfahrer am Hügel hinter dem Landtag.
Schlittenfahrer am Hügel hinter dem Landtag. © picture alliance/dpa

München - Nein, ein Tourist ohne Sprachkenntnisse auf der Durchreise will man nicht gewesen sein Freitagnacht am Bahnhof. Natürlich gibt es viele, die dringenden familiären Angelegenheiten nicht nachgehen konnten. Natürlich kann es nerven, wenn im Supermarkt Frische-Regale leer bleiben.

Und doch hat dieses Wochenende einen Zauber über die Stadt gebracht, einen Zauber, wie man ihn lange nicht erlebt hat. Die Einschränkungen waren für die allermeisten Münchner gut auszuhalten.

Und: Menschen, die eigentlich nach Hause wollten, feierten einfach weiter. Nachts um drei waren die Straßen voller Fußgänger. München lief nach Hause, offenbar oft viele Kilometer. Die Leute kamen ins Gespräch (oder zu spontanen Schneeballschlachten), machten fasziniert Fotos von der weißen Pracht. Nahmen den Wintereinbruch beinahe fröhlich.

Schnee in München: Die Städter haben plötzlich einfach nur Zeit 

Und dann kam der Samstag, schon in aller Frühe eilten die Stadtkinder hinaus, bauten Schneemänner, flitzen die Hügel hinunter, gewannen ihre Stadt zurück. Auch viele Erwachsene zog es raus in die lange nicht gesehene Zuckerwatte-Stadtlandschaft. Viele Münchner schwärmten von der vielen Zeit, die sich wie gewonnene, sehr bewusste Zeit anfühlte.

Überall auf den Straßen und in den Parks glückliche Gesichter, entspannte Spaziergänger, begeisterte Fotografen. Die Stadt, in der sich viele nonstop dem Arbeits- und Freizeitstress hingeben, schien endlich mal durchzuschnaufen. Wie offensichtlich spürbar, dass das im Alltag fehlt, vielen Einzelnen und der Stadt im Ganzen.

Und: Was für ein wunderbarer Winter-Start in die Adventszeit.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.