Februar: "Das rote Sofa" im Barocksaal des Deutschen Theaters
Die Münchner Abendzeitung feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Wir begehen dieses Jubiläum debattenfreundlich, liberal und am Puls der Zeit – mit einem Salon im intimen Barocksaal des Deutschen Theaters.
Ab dem 2. März wird es neun Abende lang mit verschiedenen Gästen um Themen gehen, die München bewegen: Auf dem "roten Sofa" – für den 60er-Präsidenten schaffen wir extra einen blauen Sessel heran – sitzen dann bis 10. März unser Oberbürgermeister, die Intendantin der Kammerspiele, ein zeitgenössischer Komponist, ein erfolgreicher Filmregisseur sowie wichtige Köpfe der sehr verschiedenen Münchner Fußballklubs, die Zweite Bürgermeisterin, ein wichtiger Medienmacher, ein Filmregisseur sowie ein Philosoph.
Eingeladen auf den nur 75 Plätzen im Saal Platz zu nehmen sind unsere AZ-Leser und Leserinnen sowie andere Interessierte. An allen Themenabenden wird es zu den Gesprächen auch Getränke und etwas zu essen geben. Denn gedacht ist an eine angenehme, entspannte Salonatmosphäre, wenn auch ernsthaft diskutiert werden soll.
Restkarten an der Abendkasse erhältlich
Der Online-Verkauf ist beendet. Für folgende Veranstaltungen gibt es noch wenige Restkarten an der Abendkasse (nur Bar-Zahlung möglich):
- 4. März mit Katrin Habenschaden
- 5. März mit Moritz Eggert
- 7. März mit Helmut Markwort
- 8. März mit Robert Reisinger
- 9. März mit Barbara Mundel
- 10. März mit Simon Verhoeven
Die Abendkasse öffnet 30 Minuten vor Einlass.
Dieter Reiter, was ist eigentlich (noch) Münchnerisch?

Mit wem startet man einen Gesprächs- und Diskussions-Salon, wenn es um Themen geht, die München bewegen? Natürlich mit dem Oberbürgermeister. So nimmt Dieter Reiter an unserem ersten Abend passenderweise auf dem roten Sofa im Barocksaal des Deutschen Theaters Platz.
Unser ernstes und spannendes Thema am 2. März ist: Der rasante Wandel Münchens und wie er stadtpolitisch gemanagt wird. Denn München kann – bei aller Nostalgie – nicht bei "Münchner Geschichten", dem Schickimicki-"Kir Royal" oder Pumuckl im Lehel stehengeblieben sein. Was aber macht es mit einer Stadt, deren Miet- und Wohnsituation extrem angespannt ist, die gleichzeitig von allen Großstädten die meisten Dax-Konzernzentralen hat und deren Lebensqualität unter Stress gerät?
Auch der Migrationshintergrund von über 40 Prozent in der Bevölkerung macht sich natürlich bemerkbar. Was will und kann sich München also noch leisten, um sich und uns in die Zukunft zu führen? Und wie soll diese Zukunft aussehen – optisch (Hochhäuser, Grünflächen?), verkehrstechnisch (Radl gegen Autos und die Fußgänger?) oder sozial (wie schafft man Zusammenhalt und Ausgewogenheit?). Wer den Oberbürgermeister kennt, weiß, dass er nichts beschönigt und ihn selbst diese Fragen alle umtreiben.
Donnerstag, 2. März (Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr): "Was ist eigentlich (noch) Münchnerisch?"
Update: Die Veranstaltung mit Dieter Reiter ist bereits ausverkauft!
Julian Nida-Rümelin, wie viel Political Correctness braucht's?

Da verändert sich etwas in unserer Gesellschaft. Viele Institutionen und Menschen gendern bereits die Sprache, Quoten für strukturell Benachteiligte werden eingeführt. Bestimmte Begriffe, Denkmäler, Texte und Personen sollen aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwinden – Stichwort "Cancel Culture".
Es gibt aber auch großes Unbehagen an der Political Correctness und Vorwürfe, dass hier nach dem Regelbuch einer gesellschaftlichen Minderheit alles zwangsverändert wird. Ob man Angst haben muss, wie "neu" die Veränderungen wirklich sind und wie wir hierzu ins Gespräch kommen können, soll Thema dieses "roten Sofas" sein.
Unser Gast ist Julian Nida-Rümelin, der erste bundesdeutsche Kulturstaatsminister, bis vor wenigen Jahren Philosophie-Lehrstuhlinhaber an der LMU. Heute ist er Direktor am Bayerischen Forschungsinstitut für digitale Transformation und Rektor der neu gegründeten Humanistischen Hochschule Berlin. Seine Spezialgebiete sind Entscheidungs- und Rationalitätstheorie, theoretische und angewandte Ethik, politische Philosophie.
Das klingt – zu Recht – sehr intellektuell, aber bekanntermaßen ist Nida-Rümelin ein Wissenschaftler, der Dinge in einer verständlichen Sprache analysieren kann. An unserem Abend will er auch darauf eingehen, warum unsere Diskussionskultur so schlecht funktioniert und er stellt die Frage: Und wo bleibt der öffentliche Vernunftgebrauch?
Freitag, 3. März (Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr): "Political Correctness oder: Darf man nichts mehr sagen?"
Update: Die Veranstaltung mit Nida-Rümelin ist bereits ausverkauft!
Katrin Habenschaden, ist München wirklich grüner geworden?

Ausgerechnet die Landeshauptstadt: Natürlich war München immer ein roter Stachel im schwarzen CSU-Fleisch Bayerns. Aber seit drei Jahren sind die Grünen im Stadtrat die stärkste Fraktion – und stellen auch die Zweite Bürgermeisterin. Mitregiert haben die Grünen aber auch schon seit Jahrzehnten immer wieder.
So stellt sich die Frage, wie stark hat Grün die Stadt geprägt und wird sie prägen? Sind die Grünen immer noch Bürgerschreck oder längst (zu) bürgerlich? Katrin Habenschaden wird mit uns über ihre München-Ideen diskutieren.
Samstag, 4. März (Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr): "Was ist hier in München bitte richtig grün geworden?"
Moritz Eggert, wer will denn noch Klassik hören?

Klassik ist anstrengend und zwar nicht etwa weil die Isarphilharmonie keine Parkplätze hat. Aber der Klassikbetrieb macht es einem nicht leicht, dabei sein zu wollen. Das beginnt schon mit dem zweimaligen Anstehen an der Garderobe. Dann die Pause: wieder anstehen und vom Gong gehetzt werden noch mit einem Glas in der Hand.
Aber natürlich kommt es auf den Inhalt, also das Programm an: meist leider über zwei Stunden Musik, weil man anscheinend mit der Eintrittskarte ein Anrecht auf eine bestimmte Notenzahl hat? Und die Stücke? Schwerpunkt 19. Jahrhundert. Zeitgenössisches? Nur vor der Pause, weil sonst viele zuvor abspringen.
Natürlich ist das nicht immer und überall so, aber doch die gängige, sehr klassische Präsentationsform der so genannten Klassik. Ob das so weitergehen kann? Die Frage könnte man mit einer Bandwurmfrage stellen: "Welche Stücke der Klassik und Moderne wird mit welchem (neuen, jungen?) Publikum in welchen Präsentationsformen in Zukunft die Säle oder andere Orte füllen können?
Und da redet man am besten mit einem modernen Klassiker, der dazu viel zu sagen hat: Moritz Eggert. Seit 2010 ist er Professor für Komposition an der Münchner Hochschule für Musik und Theater und wurde vor gut zwei Jahren zum Präsidenten des Deutschen Komponistenverbandes gewählt. Moritz Eggert komponierte unter anderem die Musik für die Eröffnungszeremonie der Fußball-WM 2006 und ein "Fußballett" für den Wiener Opernball.
Sonntag, 5. März (Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr): "Wie kann man die Klassik in die Zukunft führen?"
Uli Hoeneß, was bitte ist die Identität des FC Bayern?

Der FC Bayern ist nicht nur der erfolgreichste Klub Deutschlands, sondern auch der beliebteste – und gleichzeitig meistgehasste. Kein Verein in Fußball-Deutschland polarisiert mehr.
Das ist auch ganz nahe mit der Person Uli Hoeneß verbunden. Keiner prägte die Bayern in den vergangenen 50 Jahren mehr als Hoeneß – erst als Spieler, dann als Manager (und damit einhergehend Abteilung Attacke), dann als Präsident, nun als Ehren-Präsi. Sein Wort hat Gewicht und bundesweiten Nachhall, aber was genau ist die Identität des deutschen Serien-Meisters, des zweimaligen Triple-Gewinners? Sie ist irgendwo zwischen Liga-Primus, Helfer für in Not geratene Vereine und Menschen, Mia-san-mia-Mentalitätsmonster und Klub mit umstrittenen Qatar-Airways-Sponsor verankert.
Montag, 6. März (Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr): "Was bitte ist die Identität des FC Bayern?"
Update: Die Veranstaltung mit Uli Hoeneß ist bereits ausverkauft!
Helmut Markwort, sagen die Medien nicht alle das Gleiche?

Das Vertrauen in die klassischen (Print-)Medien ist immer noch relativ hoch, oder? Aber viele Menschen sind – beschleunigt in der Corona-Krise und jetzt während des Ukraine-Kriegs – in undurchsichtige Informationsblasen abgewandert aus dem Gefühl heraus, "alle würden eh immer nur das Gleiche sagen!"
Aber stimmt dieser Eindruck? Wie vielfältig soll und kann informiert werden? Helmut Markwort – Journalist, "Focus"-Erfinder und FDP-Politiker – wird der Frage nachgehen, wie Medien jetzt das Vertrauen in sie stärken können und wie guter Journalismus funktionieren muss.
Dienstag, 7. März (Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr): "Wie kontrovers wird berichtet oder sind alle feige im Mainstream?"
Robert Reisinger, wird der Underdog gerecht behandelt?

Welcher Fußball-Drittligist kann schon von sich behaupten, dass ihm die Herzen zufliegen, dass er in einer Großstadt immer noch in einem Atemzug mit einem Verein (dem FC Bayern) genannt wird, der den Fußball in Deutschland seit Jahren bestimmt und prägt? Das kann nur der TSV 1860, das können nur die Löwen sein!
Doch wie schaffte der deutsche Meister von 1966 den schwierigen Spagat, die große Tradition mit in die Moderne zu nehmen, die Vergangenheit zu ehren, aber Gegenwart und Zukunft dabei erfolgreich anzugehen? Die Sechzger um Präsident Robert Reisinger sind tief in der Stadt München, in Giesing verwurzelt, sie füllen die Rolle des Underdogs aus, sind stets für Emotionen, Querelen und auch immer wieder mal ein bisschen Chaos gut – all das gehört zur blauen Seele. Wie geht es dem Löwen in seiner Rolle?
Mittwoch, 8. März (Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr): "Der TSV 1860 – Münchens blaue Seele"
Barbara Mundel, was wollen die Zuschauer im Theater sehen?

Die Frage, was das Publikum sehen will, ist an sich schon problematisch, weil Menschen, die in Theater gehen, ja keine klar definierte, feste Gruppe sind.
Seit zweieinhalb Spielzeiten ist Barbara Mundel Intendantin des Theaters der Stadt – in einer Linie nach Dorn, Baumbauer, Simons und Lilienthal. Letzterer agierte in dem Sinne glücklos, dass er schon in seiner ersten Spielzeit das Vertrauen mancher Stadtpolitiker verlor.
Barbara Mundel hat nach kurzer Zeit bereits eine Verlängerung an den Kammerspielen bis 2028 bekommen. So stellt sich die Frage, welche Formen von Theater sie mit welchen Schauspielenden für welches Publikum ermöglichen und hier machen will? Denn gerade nach Corona sind nicht alle aus der Gruppe der Theatergängerinnen und Besucher einfach zurückgekehrt.
Donnerstag, 9. März (Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr): "Welches Theater wird mit welchen Stücken mit wem auf der Bühne und für wen gemacht?"
Simon Verhoeven, warum schwächelt der deutsche Film?

Zwar haben in Deutschland produzierte Filme wieder einen "normalen" Marktanteil von um die 20 Prozent erreicht. Aber der relative Erfolg basiert auf wenigen Filmen, darunter Kinderfilme und eingespielte Marken wie die "Eberhofer-Krimis".
Der Rest? Kann an die Zeit mit Zuschauerzahlen über einer Million nicht mehr anknüpfen. Auch Stars ziehen nicht mehr automatisch. Simon Verhoeven ("Männerherzen", "Willkommen bei den Hartmanns") will mit uns erkunden, woran der deutsche Film krankt: Am überfütterten Fördersystem? An den Redakteuren in den Sendern? An den Filmhochschulen?
Freitag, 10. März (Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr): "Wie ist der deutsche Film zu retten?"